Direkt vor der Haustüre

Seit Anfang des Jahres tauchen immer wieder Berichte über die Beschneidung der Presse- und Meinungsfreiheit in Ungarn auf und mich entsetzt das mehr und mehr. Wie der geneigte Leser weiss, habe ich ja nicht nur für den hohen Norden, sondern auch für das wilde Ungarn eine Schwäche und habe zumindest einige Jahre die Sprache gelernt sowie den ein oder anderen Ausflug ins schöne Magyarenländle gemacht. Es liegt mir also durchaus am Herzen, das Land der Ungarn.

Seit einem Jahr machen nun immer wieder Berichte über die Beschneidung der Presse- und Meinungsfreiheit durch die Regierung die Runde. Das bereits hat mich sehr traurig gestimmt, aber seit Ungarn die EU-Ratspräsidentschaft wieder los ist nicht mehr die EU-Ratspräsidentschaft inne hat , scheint die Sache an Geschwindigkeit zugenommen zu haben. Noch im Juli wurden mehrere hundert regierungskritische Journalisten entlassen, im Herbst soll eine zweite Entlassungswelle folgen. Es wurde eine staatliche Medienagentur gegründet, die eine Art Zensur betreibt und regierungskritische Zeitungen erhalten keine Werbeanzeigen mehr. Kleineren Radio- und Fernsehsendern werden die Lizenzen entzogen und für so teures Geld wieder verkauft, dass die Sender sich das nicht mehr leisten können. Und urplötzlich wurde ein Gesetz verabschiedet, dass es plötzlich statt der rund 350 zugelassenenen Religionsgemeindschaften nur noch 14 zugelassen Religionen geben soll.

Das alleine finde ich bedrückend, fatal finde ich, dass die EU zu allem schweigt. Klar, momentan gibt es viele Krisenherde, aber gerade die EU, die sich in der Welt als Hüterin von Freiheits- und Menschenrechten präsentieren will, sollte so etwas nicht zulassen. Damit führt man sich selber ad absurdum, gerade wenn man solche „Schurkenstaaten“ wie Libyen und Syrien dazu bewegen will, Meinungs- und Pressefreiheit zuzulassen und die Menschenrechte zu respektieren. Vielleicht mag Ungarn für viele nicht „wichtig“ erscheinen, es mag oft als ein kleines wirtschaftlich unbedeutendes Land herabgestuft werden, aber diese Werte und diese Freiheitsrechte sind nicht klein und unbedeutend und sollten von niemandem ungestraft ignoriert werden dürfen.

Jetzt habe ich einen Blog gefunden, in dem man die neuesten Ereignisse nachlesen kann und kann nur sehr empfehlen, bei stargarten einmal vorbeizuschauen. Es passiert besonders in diesem Jahr vieles in der Welt, vieles Schreckliche, Beängstigende und Beunruhigende, aber vergessen wir darüber nicht, was direkt neben unserer Haustür bei unseren Nachbarn passiert.

Ein Gedanke zu „Direkt vor der Haustüre“

  1. Ich habe davon nur am Rande mitbekommen, irgendwann gab es im Radio ein Interview mit einem Dirigenten, der entlassen wurde, weil er nicht liniengetreu den Vorgaben der regierenden Partei folgte und der ein wenig erzählt hat über die Zustände im Land. Ein Skandal ist es eigentlich auch, daß es von der Presse totgeschwiegen wird, so daß wohl kaum jemand über die Zustände in Ungarn Bescheid weiß, wenn man sich nicht explizit informiert. Ich meine, wann wurde denn Ungarn zuletzt in den Nachrichten thematisiert? Ich kann mich nicht erinnern…

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