Als ich mich am Donnerstag mit zwei lieben Komilitoninen traf, um die allerletzte, diesmal mündliche, Prüfung für dieses Semester vorzubereiten, da der Dozent bitteschön nicht nur 45 Minuten lang trockene Theorie hören möchte, sondern dabei auch Transferleistungen, Bezüge zu aktuellen sozialpolitischen Themen, Vergleiche, Fallbeispiele – ach, sagen wir es doch einfach und direkt: Entertainment – präsentiert bekommen möchte, eröffneten mir die beiden, dass sie bereits einen Plan hätten. Drei Stunden, ein Märchen und einige Playmobilfiguren später war das Konzept fertig und so werden wir nun morgen unsere Theorie (anhand eines ganz kleinen Auszugs aus) einer familientherapeutischen Sitzung mit Aschenputtel und ihrer Familie präsentieren. Die Komilitonin bringt Playmobilfiguren mit und ich breche jetzt schon alleine bei dem Gedanken daran ab vor Lachen. Aber hey, Konfliktpotential, Konkurrenz, Unterdrückung, Ausgrenzung und Diskriminierung gibt es in Märchen ja grundsätzlich genug, und mit Aschenputtel, der bösen Stiefmutter, dem ständig abwesenden Vater, den Stiefschwestern und last but not least dem Herrn Prinz haben wir auch eine recht interessante Rollenkonstellation. So betrachtet finde ich es richtig gut, dass wir hier endlich mal etwas tun können, um diese prekären Familienverhältnisse aufzubrechen und das arme Aschenputtel nicht noch weitere 100 Jahre lang mit all seinem Leid in den Märchenbüchern vor sich hinschmoren zu lassen. Ha! 😉
Bei den lösungsorientierten Ansätzen in der Sozialarbeit wird weniger über das Problem, als vielmehr über die Lösung geredet. Das geht in der Theorie teilweise sogar so weit, dass das Wort „Problem“ gar nicht in den Mund genommen wird, weil hier ein sehr sehr positives Menschenbild vertreten wird, in dem der Mensch grundsätzlich fähig ist, seine „Probleme“ anhand der Ressourcen, die er von Natur aus mitbringt, selber zu lösen.
- Probleme sind Herausforderungen, die jeder Mensch auf seine ganz persönliche Art zu bewältigen sucht.
- Alle Menschen haben Ressourcen, um ihr Leben zu gestalten. In eigener Sache ist der Einzelne kundig und kompetent. Der Klient ist der Experte für das eigene Leben.
Das finde ich grundsätzlich in meiner grenzenlosen Naivität ersteinmal eine ganz tolle Haltung, ob es sich in der Realität bewährt, werde ich wohl erst ein paar Jahren erfahren. 😉
Die erste Schwierigkeit morgen wird also, das Wort „Problem“ nicht in den Mund zu nehmen, die zweite und viel größere – wer mich kennt – wird, nicht nach zwei Minuten vor Kichern unterm Tisch zu liegen. Das kann ja heiter werden…