Frau Ansku goes Dialektologie

(Endlich komme ich mal dazu, diesen Artikel zu schreiben, denn eigentlich liegt diese ganze Sache schon ein paar Monate zurück.)

Ich war im Herbst neben dem neuen Job auch in meiner Freizeit nicht untätig. Im September fragte man mich in der Uni, ob ich nicht Lust hätte, bei einem kleinen Projekt mitzuarbeiten – Geld gibt es nicht, dafür Ruhm und Ehre. Aber ja doch, natürlich hatte ich Lust! Zumal dieses Projekt ein für mich ziemlich neues, bisher sträflich vernachlässigtes Gebiet der Sprachwissenschaft betraf, die Dialektologie. Ein bekannter Verlag für Reiseführer möchte einen neuen Reiseführer über Bayern herausbringen, wo Bayern von einer ganz neuen Seite beleuchtet werden soll, mit seinen kulturellen Eigenheiten, seinen kulinarischen Schmankerln und seinen historischen Orten. Das Ganze soll natürlich auch speziell die verschiedenen Regionen Bayerns zeigen, also Franken, Ober- und Niederbayern, Schwaben usw.  Soweit ich weiss, wurden für den kulturellen Teil hauptsächlich UrEinwohner persönlich befragt, für den sprachlichen Teil war das zunächst auch so geplant und versprach sehr spannend zu werden.

Ein persönliches Interview mit einem Informanten zu führen, wo die gewonnenen sprachlichen Daten mit Kamera und/ oder Tonband aufgezeichnet werden, dazu hatte ich bedauerlicherweise in meinem Studium auch noch nie die Gelegenheit. Nun darf man sich so ein Interview nicht so vorstellen, dass der kleine Sprachwissenschaftler zu dem Sprecher geht und sagt: Oooh! Ein unbekanntes Wesen Sprecher! Hallo, Du! Sprecher! Erzähl ma‘ was von Dir, sag einfach ma‘ was! und aufs Knöpfchen drückt und schon hat man die Daten. Nein, denn man möchte die Sprache ja so authentisch wie möglich, in ihrer natürlichen Umgebung aufzeichnen und leider ist so ein Interview weissgott keine natürliche Situation. Wie viele Faktoren da mit hereinspielen begriff ich erst, als ich mich länger mit dieser Sache beschäftigte. Zunächst ist ja mal der Interviewer für den Sprecher eine fremde Person, der gegenüber er sich zunächst möglicherweise scheu verhalt. Möglicherweise verstärken Kamera und Tonbandgerät diese Scheu noch. Dazu kommt noch, dass z.B. Sprecher eines Dialektes oft befürchten, von der fremden Person nicht verstanden zu werden und deshalb – bewusst oder unbewusst – nicht reinen Dialekt, sondern eine Sprache näher an der Hochsprache sprechen usw. usw. usw. und schon ist es mit der Authentiztität passé. Je mehr ich mich dazu einlas und mit anderen Studenten, die ebenfalls an dem Projekt mitarbeiteten austauschte, desto spannender fand ich die Sache und hätte am liebsten sofort Kamera und Mikro eingepackt, um loszuziehen und Daten zu sammeln. Nicht ganz zufällig 😉 hatte ich mich für die Region Unterfranken gemeldet, weil ich den Dialekt dort ja schon einige Male hören konnte und ihn wirklich sehr schön und interessant finde. Leider stellte es dann doch als ziemlich schwierig heraus, so aus der Ferne von der Landeshauptstadt aus einen Sprecher zu organisieren, der Zeit hat, die nötigen Dialektkenntnisse und dazu noch bereit ist, sich eben von einer fremden Person filmen zu lassen. Extremst schwer. Auch eine vorsichtige Anfrage beim berühmtesten Unterfranken ever wurde leider aus Zeitgründen abgelehnt. Aber auch andere Leute in anderen Regionen schienen ähnliche Probleme zu haben, soweit sie nicht auf Verwandte zurückgreifen konnten, so dass kurze Zeit später aufgrund von Zeitdruck (der Reiseführer soll ja auch irgendwann mal veröffentlicht werden) der Plan ganz allgemein etwas geändert wurde und die Interviews gestrichen wurden und auch die Regionen nocheinmal etwas anders verteilt wurden.

So forschte ich letzten Endes also ein bisschen an meinem Schreibtisch mit Hilfe von Literatur und Internet in Bayrisch-Schwaben herum und heraus dabei kam in erster Linie eine Liste mit Wörtern und ein paar kleine Redewendungen. Für Sie, für Euch als kleiner Appetithappen ein paar Auszüge aus meinen eigenen gesammelten Daten:

z.B. die alten Bezeichnungen für Wochentage

Marda – ‚Montag‘

Mørǝda/ Aaftrmëëde/ Dinschdaag (das letzte Wort wurde aus dem Schwäbischen übernommen) – ‚Dienstag‘

Minkda – ‚Mittwoch‘

Pfins(h)ta – ‚Donnerstag‘

Freida – ‚Freitag‘

Såmsta – ‚Samstag‘

Sunda – ‚Sonntag‘

Oftmals erfragt man auch ein paar Begriffe aus der Landwirtschaft oder Haushalt oder Religion, die sind meistens – da mit traditionellen Handlungen verbunden – am besten in ihrer Ursprünglichkeit erhalten:

‚Hahn‘ – Gogl m.

‚Jauche‘ – Mis(t)lache / Ool f.

‚Ernte‘ – Aaret [aaret] f.

‚Kartoffeln‘ – Eadepfa m./ Äärb(i)ra f.

‚Rote Beete‘  – Rande(g)

‚Heidelbeere‘ – Schwarzbeer/ Hoigl(beer) f.

’schwarze Johannisbeere‘ – Weibeerle f.

‚Holz spalten‘ – Hoiz kliabn

‚Disteln rausreißen‘ – Dischla rausraisa

‚Tannen-/ Fichtenzapfen‘ – Butzkiah (wörtl. ‚Butzenkühe‘) f.

‚Begatten der Henne‘ – fliigla / tappa

‚Kater‘ – Boole / Baule m.

‚Ferkel‘ – Seile / Suggele n.

‚ferkeln‘ – fackl(e)n

‚brünstig‘ (bei Rindern) – rindig

‚brünstig‘ (beim Schwein) – rumpe(l)n

‚Borzenstecken‘ –  Booazaschdägga (Borze stammt wohl aus dem Ostschwäbischen; Das Wort bezeichnet ein Reisigbündel.)

‚großer Waschkessel‘ – Zuber [tsuber] m.

‚Gefäss zum Einsalzen von Fleisch‘ – Surfass oder Zuber [tsuber] m.

‚brenzlig riechen‘ – brandln

‚Kleidung‘ – Hääß f.

‘Weihnachtsfrüchtebrot‘ – Gletznbrot n.

‚Plätzchen‘ – Loible / Leckerle n.

‚Brotanschnitt‘ – Ränftle / Ränggele / Giggele n.

‚Kirchweihfest‘ – Kiawei f.

‚Schluckauf‘ – Heschar / Häggr f.

Und dann fand ich noch ein paar leider wenige Personenbezeichnungen:

‚Taufpatin‘ – Doolǝ

‚Mädchen‘ – Maal, Maala n.

‚Tante‘ – Dånde

‚Nikolaus‘ – Gloos m.

‚Haberfeldtreiber‘ – Haberfeiddreiba

‚alter Mann‘ – alde Mãã/  Månd

darunter auch Schimpfwörter 😉

Rotzbibbn – ‚ungezogenes Kind‘

Säckl – ‚Blödel, Dummkopf‘

aufmandln – ‚sich aufspielen, sich wichtig machen‘

(Das ganze wurde noch ergänzt durch ein paar „kleinere“ Wörter wie z.B. Richtungsangaben oder Pronomen, die jetzt hier zuviel des Guten wären.)

Die Arbeit, auch ohne Kamera und Mikro und Sprecher live, hat mir dann letztendlich auch großen Spass gemacht, denn ich fand es sehr interessant, wie sich hier quasi ein Dialekt zwischen zwei großen Dialekten – Bayrisch und Schwäbisch – herausgebildet hat und wo das Bayrische stärkeren Einfluss gehabt hat und wo das Schwäbische. Spannend war das, wenn man immer wieder plötzlich ein neues Wort entdeckt! Ganz allgemein auch hat es mein Wissen um den Dialekt und die Dialekte, der hierzulande gesprochen werden, enorm vermehrt. Ich hatte z.B. keine Ahnung von den alten Bezeichnungen für die Wochentage, dass z.B ‚Dienstag‘ in einigen östlichen Gegenden Bayerns immer noch Irda, Ira bzw. Eada heisst.

Noch spannender wird das Ganze dann, wenn man es im Vergleich mit den anderen regionalen Dialekten sieht und dazu gibt es ein ganz hervorragendes Projekt der Uni Augsburg, nämlich den Sprechenden bayrischen Sprachatlas. Die Forscher aus Augsburg haben sich die Mühe gemacht und bestimmte Wörter und Begriffe in verschiedenen Orten Bayerns aufgenommen (diesmal richtig mit Mikro und so 😉 ) und dies auf interaktiven Karten eingetragen, so dass man sich im Internet anhören kann, wie ein und derselbe Begriff in den verschiedenen Regionen Bayerns klingt. So findet man z.B. heraus, dass Quark bzw. Frischkäse in Bayrisch-Schwaben „Toppa“, „Doba“ oder „Topfa“ – also “Topfen‘ – heisst, weiter im Norden, Richtung Franken aber ganz anders: „Zibeleskäs“ (z.B. in Betzenstein). Einfach aus der Liste links einen Begriff auswählen und dann auf die verschiedenen Orte klicken. Die Farben auf den Karten bezeichnen die Verbreitungsgebiete der einzelnen Begriffe. Das Ganze gibt es auch mit vielen Erklärungen dabei mittlerweile in Buchform und es war mir ein sehr nützliches Hilfmittel bei meiner Arbeit.

A rechte Freid hat’s g’mocht, des Projekterl und doss I als Münchner Kindl amoi gsehn hob, wui vuifältig des is, des Boarische, wo I do in Bayern leb und für ois waitere dad I Eich jetzad des neie Biacherl empfehln, des wo im Frühjahr rauskimmt. 😀 *

* ohne Garantie für Richtigkeit, Rechtschreibfehler etc. Ich lerne noch. 😉

Pfeffer

Aus der Reihe linguistische Beispielsätze der etwas anderen Art:

Neulich im Kurs mit diesen komischen Klick-Sprachen ;), da hatten wir folgenden Beispielsatz:

„Wenn kein Pfeffer drinnen wäre, dann würde ich mich übergeben.“

Mir scheint, die Lebensmittelindustrie hierzulande hat sich an dieser Äußerung über die Essgewohnheiten eines Namibiers ein Beispiel genommen. Früher bemängelte man ja gerne, zu Recht und ständig, dass vor allem in Fast Food und Fertiggerichten, aber auch allgemein in allen Lebensmitteln zuviel Salz enthalten wäre und das ist ja sehr ungesund. Das hat sich in den letzten Jahren gebessert, heutzutage scheinen die Lebensmittelproduzenten sehr sparsam mit Salz umzugehen – nur um jetzt auf einmal in jeden Burger, jedes Schnitzel und überall, egal ob vom Fast Food Riesen oder aus dem Supermarkt, Pfeffer reinzuhauen, dass einem Hören und Sehen vergeht und man ersteinmal nach dem Genuss des Burgers japsend nach Luft schnappt. Oder warum muss ich selbst wenn ich im Supermarkt fertige Fleischbällchen kaufe, gleich ersteinmal zu einem Brot oder einem Glas Wasser greifen, um den Brand im Mund zu löschen?

(Und nicht, dass Sie jetzt denken: Ich gebe zu, ich bin kein großer Liebhaber von (zu) scharfem Essen, aber ich bin auch nicht die, die jedes Pfefferkorn aus dem Essen einzeln herauspult überempfindlich, wenn etwas mal pikant gewürzt ist!)

Warum das nun?? Bitte erkläre mir jemand warum dieser neue Angriff auf unsere Geschmacksnerven jetzt nötig war? Und woher wissen deutsche Lebensmittelhersteller von südafrikanischen Essgewohnheiten? 8)

Mittel gegen Kevinismus gefunden

Heute in der Uni gelernt, dass in Zimbabwe nicht die Kinder nach ihren Eltern, sondern die Eltern nach ihren Kindern benannt werden. Wenn jemand zum ersten Mal Vater wird, fällt der eigentliche Geburtsname sofort und für alle Zeiten weg und der Vater heißt fortan nur noch – sagen wir mal, das Kind hiesse Hannah – „BabaHanna“ Vater von Hannah. Bei der Mutter dann das entsprechende, bei der Geburt des zweiten Kindes. Oder geht das nach Sohn und Tochter, also dass der Vater nach der erstgeborenen Tochter, die Mutter nach dem erstgeborenen Sohn benannt wird? Ich weiss es gerade nicht mehr, aber jedenfalls so ähnlich geht das.

Diese Methode finde ich gar nicht so schlecht und durchaus bedenkenswert. Würde man das hier in Deutschland einführen, würde es wohl ziemlich viele Kevins, Schakelines und Marten-Levins vor einem grausamen Los retten, da sich die Eltern grundsätzlich ersteinmal überlegen müssten, ob sie SELBER denn wirklich so genannt werden möchten. Und der gesamte Kevinismus wäre vermutlich bereits nächstes Jahr ausgerottet. 8)

(Alternativ dazu wäre es aber auch möglich, die Tradition der Ewe in Westafrika einzuführen, bei denen der Vorname, NUR der Vorname den Namen des Kindes, den Namen der Eltern den Wochentag der Geburt, die Umstände der Geburt, ob das Kind ein Zwilling ist, ob es das erst-, zwei-, drittgeborene Kind ist, ja sogar ob es ein gewolltes oder ungewolltes Kind ist, sprich eigentlich gleich die komplette Lebensgeschichte enthalten kann.

Dann jedoch, fürchte ich, können wir uns jedoch die gesamte Diskussion um Datenschutzgesetze gleich sparen, es weiss eh die ganze Welt, ob Sie ein gewolltes oder ungewolltes Kind ihrer Eltern waren. 🙂 )

sonntägliches Getwittere

* Nein, ich werde jetzt nicht auch noch anfangen zu twittern. Nicht alles, was durch meinen verschwurbelten Kopf schiesst ist so wichtig, dass es gleich im Internet breitgetreten werden muss. Oder nennen Sie es einfach Selbstschutz vor allzu inflationärer Internetpräsenz. 😉 Und zur Not, falls doch mal, gibt es ja noch Feiss.bu.ck oder es muss dafür halt mein Blog herhalten. So wie zum Beispiel jetzt:

* Ja, ich lebe noch. Mal besser, mal schlechter, mal mehr im Netz, mal mehr draußen, aber ich lebe noch.

* Früher habe ich nie verstanden, warum Leute im Sommer in den Urlaub fahren. Im Sommer, wenn es hier doch auch so warm ist und wenn die Sonne scheint. Da geht dann selbst die Arbeit leichter von der Hand, Müdigkeit und Trägheit scheinen Fremdwörter, so vollgepumpt mit Sonne und Glückshormonen, und auch nach Feierabend ist es draußen noch hell, so dass man sich in ein Straßencafè setzen kann und ein Glas Wein trinken kann oder noch an den See zum Grillen fahren. Da kommt doch mindestens genauso Urlaubsstimmung auf wie an Adria und türkischer Ägäis und man spart sich den Streß mit dem Packen. Im Winter dagegen, wenn die Sonne sich tagelang hinter Wolken versteckt und es bitterkalt ist, wenn ich vor lauter Müdigkeit tagelang nicht richtig wach werde, DANN brauche ich Urlaub.  Früher war ich der festen Überzeugung, dass ich, ersteinmal im Berufsleben stehen, grundsätzlich irgendwann zwischen November und Februar in den Süden zum Urlauben fahre.

Jetzt, diesen Sommer, fange ich an zu verstehen, warum Leute im Sommer in den Urlaub fahren. Und ich möchte sooo gerne auch. Ans Meer, in den Süden, in die Wärme.

* Mein Finnischschüler macht sich, zwar langsam, aber dafür fleißig und beständig. Neulich hat er sich schon selber Hausaufgaben aufgegeben. 😀 Während ich einfach weiter im Text Kapitel machen wollte und die als nächstes folgenden Übungen mit ihm zusammen machen wollte, sagte er ganz plötzlich: „Aber die Übungen kann ich doch auch zuhause machen.“ Ich muss mich nur sehr zusammenreißen, denn ich will immer erklären und erzählen und zusätzliche Informationen geben, wie man dies und jenes Wort gebraucht und so weiter. Für mich als Sprachwissenschaftlerin mögen diese Informationen sehr erhellend sein, andere Leute aber verwirren sie nur. Gar nicht so leicht, sich in einen anderen Kopf hineinzudenken!!

* Einen Teil meines Gehaltes für’s Finnischunterrichten habe ich auch gestern gleich auf dem Tollwood ausgegeben für diesen tollen neuen Schlüsselanhänger. Das Wort dadrauf so zur Erinnerung für mich, falls ich es vor lauter Warterei, Unsicherheit und Angst mal wieder zeitweise vergessen sollte: Das Leben ist wunderbar!

schlüssel

* Frau Ansku muss morgen einen kleinen 10 minütigen Vortrag über diese komische Sprache hier halten, bzw. über das Genus der Nomina in dieser Sprache. Das ist an sich sehr spannend, denn es gibt drei Geschlechter, ähnlich wie im Deutschen, männlich, weiblich und ein sogenanntes „communis“, eine Art neutrales, allgemeines Geschlecht für alles, was nicht in die ersten beiden Kategorien passt. Das Geschlecht wird durch eine Endung am Wort angezeigt. Was das Interessante daran ist: Man kann durch die Änderung des Geschlechtes eine Bedeutungsänderung in dem Wort herbeiführen: Hängt man an den Wortstamm für ‚Mais‘ z.B. die Endung für männlich an, so bezeichnet es einen Maiskolben oder auch eine einzelne Maispflanze: mili-b. Mit der Endung für weiblich, mili-s, bezeichnet das Wort die Frucht der Maispflanze, das Maiskorn und mit der Endung für ‚communis‘ mili-n, bedeutet es Mais allgemein als Gattungsname bzw. eine große Menge von Maispflanzen. Sehr interessant auch folgendes Beispiel: ≠khàrà-b, männlich: Hodensack, aber ≠khàrà-s weiblich: die Hoden. 🙂

Leider nur sollte werde ich morgen wohl meine zitierten die Beispiele aussprechen können müssen, wenn ich mich nicht total blamieren will, deshalb wird Frau Ansku wohl den Rest des Sonntagnachmittages damit verbringen, irgendwie die Aussprache dieser Klicklaute zu erlernen und dann noch in Perfektion diese auch in einem Wort oder in einem ganzen Satz auszusprechen.

Und nein, um eventuellen Diskussionen gleich von vorneherein den gar aus zu machen, es gibt hier keine Dokumentation meines unbeholfenen Geklickse und Gegluckse. NEIN!

* Einen schönen Sonntag noch allen!

Liebeserklärung II

Heute gab es noch ein weiteres Dankeschön für mein eigentliches Hauptfach das andere Institut. Hach war das eine Freude, so mag ich das. Und der OhSündia Apple Pie war sogar gelungen und hat allen sehr geschmeckt. (Dankeschön für Eure tollen Rezeptvorschläge, ich hab mich dann doch für OhSündia entschieden, aber Eure Rezepte klangen allesamt wirklich toll und ich werde mir die kopieren und bald mal ausprobieren!)

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kuchen

Die phonetischen Umschriften der Deko habe ich übrigens extra sorgfältig mit Absicht völlig falsch und unsinnig geschrieben, um einen möglichst eindrucksvollen Beweis zu liefern, wie viel ich in der Zeit gelernt habe um die lieben Dozenten etwas zur Anwendung ihrer Kenntnisse in Entzifferungstechniken zu zwingen. Tja, das war wohl nichts, Phonologie war noch nie meine Stärke, so muss ich halt nochmal ganz von vorne anfangen zu studieren. 😉 😛

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Hab ich mal erwähnt, dass ich Leute total doof finde, die sich über eine Note, die hinter ihren eigenen Erwartungen zurückbleibt, aber trotzdem immer noch gut okay ist, einen Wolf ärgern? Himmelherrgott, es ist nur eine Zahl und es ist ein Bruchteil der Gesamtnote! Es gibt wirklich schlimmere Dinge im Leben…

2,3

Menno. Weil’s so unnötig und doof war und weil ich doch eigentlich so ein gutes Gefühl hatte davor.

Hmpf und weiter. Einen hab ich noch!

Punkt.

Und irgendwann im Verlauf des Abends davor bin ich dann immer so vollgestopft, so nicht mehr aufnahmefähig und allem so überdrüssig und dann ist auf einmal ganz plötzlich und zunächst unbewusst, aber dann immer bewusster der Punkt erreicht, wo ich plötzlich weiss, dass es einfach gut ist. Dann ist es plötzlich egal, ob mich das Tempussystem des Swahili immer noch an den Rand der Verzweiflung treibt weil natürlich mal wieder alle etwas komplett anderes behaupten und die tagelangen Bedenken, Gedankenwicklereien, ob mein Konzept passt, sind dann plötzlich wie weggewischt. Ich mag nicht mehr und ich weiss aber auch gleichzeitig, es ist gut so. Es ist nicht perfekt, es ist nicht so wie ich es haben will, aber es ist gut.

Und dann genehmige ich mir ein Feierabendbier, obwohl ich normalerweise nicht oder seltenst alleine trinke, aber ein Bierchen für eine geruhsame Nacht und dann kann das alles schon irgendwie werden.

Irgendwie. Morgen. Für heute ist Schluss. Punkt.

Wunderbares und Kurioses aus der bunten Welt der Sprache – Syntaktische Varianz

So, Sonntagabend, das Wochenende ist vorbei und es ist Zeit für eine neue Lektion in Sachen Sprachwissenschaft. Frau Ansku macht heute mal wieder den Erklärbären! Sind denn auch alle da? Heute etwas ganz speziell für Frau Wortteufel, weil ihr das Thema so sehr gefallen hatte und weil es auch eines meiner Lieblingsthemen ist. Es klingt zuerst vielleicht verwirrend, ist aber ganz doll spannend, also nicht erschrecken, sondern freuen, staunen und bis zum Schluss lesen! 😉

Eigentlich versteckt sich hinter dem hochtrabenden Begriff „syntaktische Varianz“ nichts spektakuläres, es geht im Prinzip nur um den ganz normalen Sprachwandel, der schon immer passiert ist und auch heute noch passiert. Wir SpraWis versuchen nur, das Ganze in bestimmte Strukturen und Kategorien einzuteilen.

Ihr habt sicherlich alle schonmal von diesen ominösen Sprachen gehört, in denen ein Wort einen ganzen Satz enthält. Und Ihr habt Euch sicherlich alle auch schonmal gewundert, warum zum Beispiel Chinesisch so anders ist als Deutsch, Englisch, Französisch und „unsere“ hier so bekannten Sprachen. Das liegt daran, dass diese Sprachen einen unterschiedlichen Sprachbau haben, man kann sie anhand ihres Sprachbaus in vier Typen einteilen.

Da gibt es zunächst den agglutinierenden Sprachtyp. Der ist zunächst schonmal ziemlich anders, als Deutsch, Englisch oder Französisch, weil alle Endungen an das Wort angefügt werden und man kann sagen, dass (meistens) genau für jede Bedeutung eine Endung an das Wort angefügt wird. (Ich sage hier Endung, obwohl es nicht ganz korrekt ist, denn viele Sprachen fügen solche grammatischen Elemente, sog. Morpheme, auch vor das Wort oder in die Mitte oder… .) Als Beispiel ein finnisches Wort in seine grammatischen Einzelbestandteile zerlegt:

talo „Haus“

talo-ssa „im Haus“ (-ssa Kasus „in“)

talo-i-ssa „in den Häusern (-i- Plural)

talo-i-ssa-ni „in meinen Häusern“ (-ni „mein“)

Ähnlich geht das auch im Ungarischen und im Türkischen, z.B. göz „Auge“, göz-ler „Augen“, göz-ler-i-mi (Auge-Plural-Akkusativ-meine) „meine Augen“ Dadurch sind die meisten Wörter sehr eindeutig identifizierbar und zerlegbar, man kann auch sagen, dass Verhältnis von Endung, die an das Wort angefügt wird und Bedeutung ist genau 1:1, für jede Bedeutung gibt es genau eine Endung, also eine für Plural, eine für den Kasus, eine für den Besitzer usw. wie im finnischen Beispiel.

Sicherlich hat der eine oder andere schon gemerkt, dass da im Vergleich mit der deutschen Übersetzung ziemliche Unterschiede sind. Deutsch gehört nämlich, wie z.B. Englisch, Spanisch, Französisch zum flektierenden Sprachtyp. Hier gibt es nicht mehr für jede Bedeutung genau eine Endung, sondern mehrere Endungen sind in einer zusammengefasst, wie z.B. „den Häus-ern“. Ihr merkt, dass es hier schon sehr viel schwerer ist, die einzelnen Elemente herauszutrennen, denn durch den Plural hat sich auch der Stamm des Wortes verändert (Haus -> Häus-er, sog. Ablaut) UND es kommen noch Endungen für Plural und den Fall hinzu. Überhaupt gibt es ja bekanntlich für die EINE Bedeutung „Plural“ im Deutschen VIELE verschiedene Formen, „Häus-er, Zitrone-n, Auto-s, Tisch-e, Kinder-er“…

Gleichzeitig kann es beim Sprachwandel auch passieren, dass plötzlich zwei Wörter, die eigentlich verschiedene Bedeutungen haben und früher auch mal verschieden aussahen, gen au gleich klingen, z.B. „wir gingen“ und „sie gingen“ Dann muss man plötzlich andere Mittel, hier die Pronomen „wir“ und „sie“, zur Hilfe nehmen, weil ein Satz wie „Gingen zur Kirche“ nicht mehr eindeutig identifizierbar ist. Diese ganz klaren und sauberen Trennungen, wie wir sie vorher beim Finnischen kennengelernt haben, sind also nicht mehr möglich, das schöne Verhältnis von Bedeutung zu Endung 1:1 ist nicht mehr da, sondern es ist entweder 1:n (eine Bedeutung, mehrere Wortformen, z.B. Plural im Deutschen) oder n:1 (eine Wortform, mehrere Bedeutungen, z.B. sie/ wir gingen).

Ein weiterer Typ sind die polysynthetischen Sprachen. Das sind diese sehr lustigen Sprachen, wo ein ganzer Satz in ein Wort gepresst wird und das ist alles wirklich sehr komplex und sehr verwörrend. Fest steht nur, dass hier ganz viele Endungen an ein Wort angefügt werden, manchmal auch ganze Wörter in andere Wörter eingegliedert werden (im Beispiel hier „Wind“ und „bewegen“) und das alles munter durcheinander und heraus kommt dann so ein Ein-Wort-ein-Satz-Dingens. Ich zeig’s Euch mal kurz, bitte nur staunen, sich wundern, aber nicht beeindrucken oder gar erschrecken lassen und einfach weiterlesen!

 kk'o  -aɬts'eeyh-y      -ee  -'oyh
 around-wind     -3SG.Obj-IMPF-move.compact.obj
'The wind is blowing it around' (Der Wind weht es herum)

(Ein Strich bedeutet ein Element, dann könnt Ihr auch in der zweiten Zeile sehen, was die Bedeutung der einzelnen Objekte wäre. Schreiben würde man das normal natürlich alles zusammen. Ach so ja, und solche Sprachen gibt es zu Hauf‘ in Nordamerika (Indianersprachen), im Kaukasus und in Sibirien.)

Dann gibt es noch den isolierenden (manchmal auch analytischen) Sprachtyp, zu dem u.a. Chinesisch, Indonesisch und Vietnamesisch gehören. Hier gibt es fast gar keine grammatischen Endungen mehr, es wird nur ganz selten etwas an das Wort angefügt, um seine Bedeutung zu verändern, daher gibt es zum Beispiel auch keine Fälle. In dem chinesischen Beispiel (von hier zitiert) seht Ihr, dass für jede Bedeutung ein extra Wort steht, auch für grammatische Bedeutungen wie zum Beispiel „Plural“ und „Possession“ (Angabe des Besitzers).

Alle meine Freunde wollen Eier essen.
de péngyou men dōu yào chī dàn.
Ich possessiv Freund Plural alle wollen essen Ei.

Da Sprachen sich wie bereits erwähnt, laufend verändern, passiert es ständig, dass Endungen (z.B. durch schlampige Aussprache etc.) abgeschliffen werden und irgendwann ganz verschwinden. Und wenn sich zum Beispiel in einer agglutinierenden Sprache wie Türkisch, Finnisch oder Ungarisch sehr viele Endungen verschleifen, zusammenfallen oder ganz wegfallen, dann kann es passieren, dass so eine agglutinierende Sprache (irgendwann nach Jahrhunderten und Jahrtausenden) dem flektierenden Sprachtyp (wie Deutsch) zugeordnet werden muss.

Genauso kann sich aber auch eine flektierende Sprache noch weiter abschleifen und irgendwann alle Endungen verlieren und dann ist es eine isolierende Sprache. Englisch ist zum Beispiel gerade in so einem Entwicklungsstadium, denn wenn man sich Altenglisch ansieht, dann gab es da damals noch eine ganze Reihe von Kasus, also so richtig Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ, so wie im Deutschen und jede Menge weitere Endungen und Zeugs. Im heutigen Englisch, das werden alle gemerkt haben, ist davon aber nicht mehr viel zu sehen. Es gibt noch ein paar Reste von diesen alten Kasus, es gibt ja noch z.B. -s für den Genitiv, zum Beispiel „the fathers house“, ansonsten verändert sich am Wort selber nicht viel, ob ich sage „The cat bites the dog.“ oder „The dog bites the cat“. Auch am Verb gibt es fast keine Endungen mehr, lediglich im Präsens hat sich ein einsames kleines -s in der dritten Person erhalten. Ihr seht, die Funktion, die das Wort im Satz erfüllt, wird alleine durch die Wortstellung bestimmt, ob das Wort vor oder hinter dem Verb steht (dagegen hat Finnisch zum Beispiel mit seinen vielen Kasus eine nicht ganz, aber doch ziemlich freie Wortstellung, die Wörter können in den meisten Fällen in beliebiger Reihenfolge stehen). Die Sprache musste quasi für den Wegfall dieser ganzen Fälle, die früher mal die Funktion des Wortes im Satz bestimmt haben, einen anderen Mechanismus finden und das ist jetzt die feste Reihenfolge der Wörter. Das alles snd Folgen des Sprachwandels, festzustellen bleibt hier nur, dass wenn sich am Wort selber nichts mehr verändert, obwohl die Funktion im Satz sich verändert, dann ist die Sprache auf dem besten Weg zu einer isolierenden Struktur wie dem Chinesischen, ist aber dennoch noch keine isolierende Sprache, weil es ja (momentan) noch einzelne Reste von Endungen und Flektionen gibt! Und weil aber im Sprachwandel nicht immer nur etwas wegfällt, sondern auch neues entsteht, kann es auch passieren und ist auch schon passiert, dass so eine isolierende Sprache wie das Chinesische eine 180 Grad Kehrtwendung macht und sich zu einer agglutinierenden Sprache entwickelt und somit schließt sich der ewige Kreis und das nennt man dann „Der große Sprachenzirkel“.

Wer ist noch dabei?? Und wer findet das mindestens genauso spannend wie ich?? Macht mir keine Schande, meiner Familie hab ich das schonmal erklärt und die haben es auch kapiert! 😉 😀 Ihr dürft natürlich wie jedes Mal nachfragen, wenn etwas unklar ist.

Ich hoffe, Ihr hattet mal wieder Spaß bei diesem Ausflug in die große bunte Welt der Sprachen. Herzliche Grüße,

Eure Frau Ansku Erklärbär