Back in Job

Nun ist es ja so, dass ich nach dem Ende des Praktikums wieder einen Job brauche. Meine Ersparnisse sind nach der eher mageren Zeit eines Praktikantengehaltes aufgebraucht und ausserdem hab ich ja Zeit.

Als ich damals den Job in Media City bekam, da habe ich über dieses Jobdings nicht sehr viel nachgedacht. Ich schrieb vier, fünf Bewerbungen, die meisten davon als Werkstudent für den Bereich Personal, den in diesem Bereich hatte ich zumindest schon einmal reingeschnuppert. Wenn ich auch sonst wenig Ahnung von Wirtschaft habe, von Personalarbeit verstehe ich inzwische ein wenig. Das war kalkuliert so, denn ich wollte 1.) als Studentin flexible Arbeitszeiten und die hat man im sozialen Bereich tendenziell eher nicht und 2.) eine faire Bezahlung, um mich auf das Studium konzentrieren zu können, ohne mich totarbeiten zu müssen. Hat man im sozialen Bereich tendenziell eher auch nicht. So generell ist das auch für mich „okay“, aber für mein Studium wollte ich etwas Geld zum Leben, auch mit Teilzeitjob. Nun, ich schrieb also ein paar wenige (mit Betonung eher auf wenige) Bewerbungen, dachte nicht weiter groß über die Sache nach (der Anfang des Studiums war damals definitiv interessanter 😉 ) und bekam dann einige Wochen später ziemlich überraschend einen Anruf – ich musste sogar erstmal eine Minute lang scharf überlegen, WO ich mich denn da überhaupt beworben hatte, kicher. Souveränität bei völliger Ahnungslosigkeit. Jedenfalls bekam ich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch und dann auch auf Anhieb den Job. Einfach so, ohne großartige Vorkenntnisse, höchstens die bei Don Jefe, falls man das überhaupt zählen kann. Bedenkt man, dass es zahlreiche BWL-Studenten gibt, die viel mehr von der Materie verstehen als ich, habe ich da wohl wirklich Glück (oder Können?) gehabt.

Jetzt bewerbe ich mich wieder, schreibe Bewerbung um Bewerbung, formuliere, streiche wieder, formuliere neue, versuche mich im bestmöglichen Licht darzustellen um gegen die BWL-Studenten anzustinken und – ganz neu – ich kann auf ca. zwei Jahre Berufserfahrung zurückblicken. Ich habe zwei Jahre dort in Media City in einem Unternehmen gearbeitet und habe in dieser Zeit mitgeholfen, ein komplett neues Bewerberverwaltungssystem einzuführen. Habe für Mitarbeiter Schulungen für dieses neue System gemacht. Habe Bewerbungen gesichtet, Kandidaten an die Fachbereiche (von denen ich ja eigentlich nichts verstand) vorgeschlagen. Ich kann also inzwischen in die Bewerbungen etwas hineinschreiben, ich kann schreiben: Hey Arbeitgeber! Ich bin gut, ich habe die und die und die Erfahrungen bereits gemacht! Ich kann Recruiting! Ich kann Bewerberverwaltung! Ich kann Bewerbungen absagen und Arbeitszeugnisse erstellen und und und… Also dachte ich, dass es doch jetzt ein Leichtes sein müsste, wieder so einen ähnlichen Job zu finden und schrieb voller Enthusiasmus, einige – tendenziell eher viele – Bewerbungen. Doch ca. anderthalb Monate später muss ich ernüchtert feststellen, dass bisher auf die vielen Bewerbungen noch gar keine positiven Reaktionen gab. Ein paar Absagen, von ein paar Bewerbungen hört man gar nichts mehr, ein paar sind noch offen, aber doch insgesamt bin ich keinen Schritt weiter als noch vor sechs bis acht Wochen. Obwohl ich jetzt so viele Erfahrungen in das Bewerbungsschreiben schreiben konnte. Obwohl ich sogar in das Anschreiben geschrieben habe, dass es für Soziale Arbeit durchaus Anknüpfungspunkte in der Sozialarbeit gibt, schließlich geht es hier um die Menschen, die im Unternehmen arbeiten. Man denke da nur beispielsweise an die Punkte Motivation und Führungskompetenzen. Ironie des Schicksals?

Es ist sicherlich einfach nur eine Phase, die Lage am Arbeitsmarkt, der Mond oder der Sack Reis in China. Ich zweifele nicht an meinen Fähigkeiten, heute noch weniger als damals, aber dennoch spüre ich langsam so eine leise, klitzekleine Frustration in mir. Diese Frustration ist momentan noch sehr sehr klein, ich weiß ja nun auch aus eigener zweijähriger Erfahrung, dass Bewerbungsprozesse manchmal dauern und es gibt immerhin ein sehr angenehmes Telefongespräch mit einer Mitarbeiterin einer namenhaften Firma zu vermelden, die gleiche mehrere interessante Stellen ausgeschrieben hat. Und dennoch muss ich mir gerade mehrmals am Tag sagen, DASS es eben nur eine Phase, die Lage am Arbeitsmarkt, der Mond oder der berühmte Sack Reis in China sind.

Nun, ich komme schon irgendwo unter. Über kurz oder lang ergibt sich sicherlich etwas, ich muss vielleicht nur noch etwas Geduld haben – hahaha, das sagt sich so leicht. 😉 Was ich mich aber nun in dieser Situation auch mehrmals täglich frage, ist dieses: Wenn ich schon langsam aber sicher ungeduldig werde; wenn ich schon anfange zu überlegen, warum in aller Welt ich damals ohne Ahnung den Job so schnell gefunden habe und jetzt mit Ahnung, es so lange dauert – wie mag es da nur Langzeitarbeitslosen gehen?