Das erste und einzige Großereignis des Jahres nähert sich mit bedenklich schnellen Schritten und mir wird schon jetzt janz hibbelisch dabei. Ich bin bald keine Nicht-Vierteljahrhunderterin mehr. 🙂
Aber dieses Jahr wird alles anders und dafür hat Frau Rossmeister in den letzten Tagen kräftig telefoniert, spioniert und organisiert. Also, bitte alle in Deckung gehen, jetzt platzt die Bombe. 😉
Ich habe eigentlich KEINE Wünsche zum Geburtstag. Das heisst ein paar Kleinigkeiten gäbe es da wohl, aber das sind eben nur Kleinigkeiten und nichts wirklich wichtiges. Mir geht es gut. Ich habe alles, was ich brauche. Ich habe die besten Eltern der Welt, die mich grenzenlos unterstützen und mir verrücktem Huhn sogar ermöglichen, mal kurz für ein Sprachdiplom nach Finnland zu jetten. (Demnäscht dann mal auf Shoppingtour nach Eschpanja, wie wärs….?) Ich habe ein Studium, was ich über alles liebe und was sozusagen meine Zweit-Familie ist und ich habe meistens kein Geld, aber auch das, denke ich, liegt im Rahmen des Normalen.
Nur eine Sache, die ging mir letztes Jahr immer ganz heftig auf den Geist. Ich habe studiumbedingt viel Kontakt mit anderen Sprachen und Kulturen und somit auch viel mit Menschen aus anderen Ländern, die hier leben und dadurch habe ich leider auch viel mitbekommen, wie Ausländer hier immer noch oft behandelt werden. Sei es, dass ein Afrikaner in einer ganz normalen Firma die doppelte Arbeit leisten muss wie die deutschen Kollegen, sei es, dass Sinti und Roma hier auf Ämtern (!) immer noch nach dem alten Klischee behandelt werden: „Ach, die Zigeuner, die stinken, die haben keinen festen Wohnsitz und die übertragen Krankheiten.“ Das alles hat mich ziemlich aufgeregt, ich kann nicht verstehen, warum es nicht möglich ist, einfach ganz normal zusammen- oder auch nebeneinander zu leben, ohne es sich gegenseitig unnötig schwer zu machen.
Irgendwann kurz vor Weihnachten kam mir dann die Idee, dass man da doch was tun muss. Ich bin immer noch, auch mit fast 25, der Ansicht, dass es nüscht nützt, rumzujammern und das Gesellschaft das ist, was wir daraus machen. Und obwohl ich mich die letzten Jahre echt nicht über unnütze oder schlecht ausgewählte Geschenke von Freunden oder Familie beschweren konnte, beschlich mich beim Gedanken an 10 zusätzliche Parfümfläschchen und 20 weitere Teelichter (alles nur Staubfänger, ich krieg schon beim blossen Gedanken daran eine Stauballergie!) zum Geburtstag irgendwie ein leicht abgeneigtes Gefühl… (Es ist trotzdem ganz schön fies, ich trau mich noch nicht mal wirklich, mir Bücher zu wünschen, weil ich immer noch einen ganzen Stapel vom letzten Jahr nicht gelesen habe.)
Aber nun, jetzt weiss ich auch endlich, was ich tun möchte. Ich möchte an meinem Geburtstag Geld sammeln und das Geld spenden. Für diesen Zweck, Integration. Weil es mir am Herzen liegt, diese Welt mitzugestalten, dass sie ein kleines bisschen humaner wird. Zuerst hatte ich dann doch ein wenig Zweifel, ob man bei Integration viel mit Geld bewirken kann, doch nach einem Gespräch mit dem Verein Tatendrang, der an sich ehrenamtliche Arbeit vermittelt, hatte ich dann doch eine genauere Vorstellung davon und habe auch ein ganz tolles Projekt gefunden. Der Kinderzirkus Trau Dich. Dieser Zirkus ist ein offenes, kostenloses Programm für deutsche und ausländische Kinder und Jugendliche, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen, gemeinsam unter Anleitung ein Zirkusprogramm zu entwickeln und dabei auch andere Kulturen kennenzulernen. Nebenbei bietet es für Kinder aus armen Familien eine sinnvolle, kostenlose Freizeitgestaltung. Die Kinder treffen sich einmal pro Woche zum Üben und es gibt vier Aufführungen im Jahr. Mir gefiel besonders der Gedanke, dass durch dieses gegenseitige Kennenlernen und das Gefühl „Wir haben zusammen etwas auf die Beine gestellt.“ irgendwelche abwertenden Gedanken gegenüber anderen Kulturen erst gar nicht aufkommen können, also sozusagen als Präventivmaßnahme.
Nach einem kurzen Telefongespräch war ich dann auch wirklich gestern da, um mir das mal anzuschauen und Leute was soll ich sagen? Es hat mir sehr gut gefallen. Es waren viele Kinder da, die echt tolle Leistungen auf dem Hochrad, beim Jonglieren oder beim Seiltanzen gezeigt haben. Wahnsinn, wie schnell die das lernen! Die Betreuer waren auch alle sehr nett und aufgeschlossen, insofern habe ich jetzt ein gutes Gefühl. 🙂 Nächste Woche werde ich nochmal mit der Frau, die das alles leitet, sprechen, aber so wie’s momentan ausschaut, können die lieben Freunde sich dieses Jahr die Geschenkejagd sparen und ich habe das Gefühl, etwas sinnvolles zu tun.
Und jetzt bin ich janz janz uffjerescht, weil das jetzt „mein“ Projekt ist und weil ich tierisch g’spannt bin, ob das alles so läuft, wie ich mir das gedacht habe und wieviel Geld zusammenkommt und was mit dem Geld gemacht wird usw. Ujujujuj…. 🙂