Hummeln im Hintern.

Ich bin zur Zeit ein wenig ungeduldig. Ich so möchte gerne so viele Dinge tun. Eigentlich – um genau zu sein – ich möchte alles tun. Alles, gleichzeitig und jetzt sofort.

Meine Arbeit ist nett, manchmal allerdings, sowie die letzten zwei Wochen, wenn mein Chef im Urlaub ist, ist sehr wenig zu tun und das Ganze hat einen Touch von Zeit-Absitzen-und-alle-fünf-Minuten-verzweifelt-auf-die-Uhr-schauen. (Zu-)Viel Zeit also zum Nachdenken, während ich darauf warte, dass irgendjemand etwas für mich zu tun hat. Ich aber wüsste tausend Möglichkeiten, wie ich diese Zeit sinnvoll nutzen könnte. Mein Kopf steckt voller Ideen und Pläne, leider scheint das meiste davon in naher Zukunft nicht so leicht realisierbar.

Ich würde zu gerne die Näherei etwas ausbauen. Ein eigenes kleines Onlinelädchen in das ich dann und wann wenn ch Lust habe ein wenig Handgemachtes und liebevoll verziertes Schnickeldi stellen kann, das wäre fein. Schliesslich habe ich in letzter Zeit – nicht ohne ein wenig stolz zu sein – ständig zu hören bekommen: „Wow, Deine Näherei ist toll. Da musst Du etwas draus machen.“ Das Problem, Nähen klappt ganz schlecht unter Stress. Ich mag es nicht, wenn es zum „Zwang“ wird, wenn ich von der Arbeit nach Hause eile, um möglichst heute noch 2 3 4 5 10 Buchhüllen fertigzustellen. Ich mag allgemein Dinge nicht, die vom Spass zum Zwang werden. Also bleibt die Näherei hauptsächlich aufs Wochenende beschränkt und geht dementsprechend langsam voran, während ich im Urlaub schon wieder neue Stöffchen geshoppt habe und in meinem Kopf die Ideen für Stifteetuis, Tatütas, Brotkörbe, E-Book-Hüllen, Krimskramskörbchen, Sorgenfresserchen, Taschen und Täschchen, Röckelchen usw. usf. langsam explodieren.

Ich würde gerne (wieder) etwas (mehr) Sprachwissenschaft betreiben. Das klingt jetzt vielleicht etwas verrückt. Nicht, dass ich mit meinem jetztigen Studium nicht zufrieden wäre und einer nicht existenten Wissenschaftlerkarriere hinterhertrauern würde. Das ist es nicht. Vielmehr hatte ich mir mit dem Ende des Studiums geschworen, dass selbst wenn meine Wege einfach in Zukunft in andere Richtungen verlaufen sollte, dass ich doch nicht komplett einrosten möchte. Es war so eine Art Versprechen an mich selber. Dafür habe ich dieses Studium doch zu sehr geliebt, als dass ich wie in der Schule einfach mit dem Abschlusszeugnis in den Händen alles vergessen könnte und wollte. Und ein wenig Fortbildung in Form von Sprachkursen geht ja immer, dachte ich damals. Aber im Alltag ist es eben doch immer etwas anderes: Man vergisst so schnell und doch denke ich mir immer wieder, dass in diesem Fall das Vergessen doch mehr als jammerschade wäre, schliesslich war ich gar nicht so schlecht. 😉 Mal wieder ein linguistisches Buch lesen, der hier steht ziemlich weit oben auf der Wunschliste. Noch idealer wäre so ein kleines Projektlein, das man mal nebenbei machen kann. So wie zum Beispiel dieses Dialekteprojekt vor anderthalb Jahren. Das war interessant, aber doch nicht so viel Arbeit, dass man es nicht auch neben Job und Studium erledigen könnte. Leider sind solche „Projektelchen“ für Möchtegerne-Wissenschaftler 😉 eben noch dünner gesät als „richtige“, grosse Forschungsprojekte, die Chancen also mehr als gering nichtig. Nun ja, vielleicht reicht die Zeit ja bald mal wieder für einen sprachwissenschaftlichen Blogartikel…

Ich würde gerne übersetzen. Auch das klingt vielleicht verrückt. Letztes Jahr habe ich mich für eine Übersetzerschule in Helsinki beworben, wurde aber leider nicht genommen. Dieses Jahr gibt es meines Wissens keine Angebote für Übersetzerschulen. Dabei wäre Übersetzen etwas sehr Geniales, Kreatives, womit ich mir womöglich auch später mein (mageres ;))) ) Sozialpädagogengehalt je nach Bedarf, Zeit und Kapazitäten aufstocken könnte. Und es würde helfen, weiterhin auf Finnisch fit zu bleiben. Man verblödet doch schneller als gedacht zwischen Personalstatistiken und Kopierern. 😉 Leider aber bin ich (noch) keine Übersetzerin und das ist ja nunmal auch keine leichte Branche. Man muss meines Wissens allein schon extrem viel Vorarbeit leisten, um überhaupt von einem Verleger angehört zu werden. Und ob es dann als kleiner Fisch im grossen Schwarm Aufträge gibt, bleibt fraglich. Aber schön wäre es eben und auch praktisch. Alternativ ginge auch etwas mehr Sprachunterricht, auch das hilft erstaunlich gut, fit in der Fremdsprache zu bleiben. Schüler können Fragen stellen, das können Sie Sich nicht vorstellen. 😉

Last but not least, ich würde natürlich wie eh und je gerne noch hunderttausend Sprachen mehr lernen. Momentan ist es ja Arabisch, aber wie gerne und wie dringlich würde ich endlich einmal mein mageres Russisch und mein Türkisch, das ich letztes Jahr aus Zeitmangel aufgegeben habe, etwas aus- und aufbauen. (Was ja nebenbei bemerkt wiederum unter Umständen als Sozialarbeiterin auch weiterhelfen würde, so von wegen Zusatzqualifikationen!)

So viele Ideen, so viele Pläne, so viele Möglichkeiten, so viel „könnte“, so viel „wollte“ und so viel zu tun, dass ich gar nicht weiss, wo ich anfangen soll und leider gibt es auch dieses Jahr immer noch keinen 48-Stunden-Tag. So langsam verzweifele ich. 😉

Aber nächste Woche fängt ja schon wieder die Uni an, ab dann werde ich bis Mitte Juli garantiert wieder (wieder?!?) genug zu tun haben und das Problem löst sich komplett in Luft Wohlgefallen auf. Und eigentlich, also ganz eigentlich tief innen drinnen, wird mir momentan immer noch öfters mal alles zuviel und ich sehne mich nach mindestens zwei Wochen nur Ruhe, auf irgendeinem abgelegenen Berg, wo ich nichts hören und nichts sehen muss.

Kein „müsste“, kein „sollte“, kein „könnte“ und auch kein „wollte“.

Call me schizo-Ansku. 😉

Eine ganz normale Familie

Wie stellen Sie Sich eigentlich die moderne arabische Durchschnittsfamilie vor? So?

Arabisch

Arabisch2

Ich versuche ja wirklich stets Klischees und Vorurteile zu vermeiden, aber ich muss zugeben, ich war beim ersten Anblick ein wenig überascht und auch den Hintergrund, zum Beispiel den Tannenbaum, hätte ich doch teilweise eher irgendwo im Voralpenland angesiedelt als im Süden unter Palmen, aber eigentlich ist es doch sehr süß, oder? Scheinbar ist unser Lehrbuch sehr modern. In dem Text geht es übrigens um eine glückliche Familie, um die Eltern und Sohn und Tochter und was die alles machen und wie sie wohnen.

Die liebste Schulfreundin und ich machen seit letzten September einen Arabischkurs an der VHS.  Der Kurs macht Spass – würde vermutlich noch mehr Spass machen, wenn ich ab und zu mal lernen täte! – und der Lehrer ist nett, aber gelegentlich etwas – ich sag’s mal so: anstrengend. Aber ansonsten ist alles gut, ich steige so langsam endlich durch die vielen verwörrenden Schriftzeichen durch und ich kann „schon“ auf Arabisch sagen „Mein Haus hat vier Zimmer.“ Stimmt zwar nicht, ist aber wie wir gelernt haben, in arabischen Ländern äußerst wichtig. 😉

Ab 1. März fängt das Sommersemester an. Ich war so mutig und habe mich zum zweiten Semester angemeldet oder eher gesagt das schlechte Gewissen „Frau Ansku, jetzt machen Sie aber mal hinne hier! Sie können doch nicht ständig neue Sprachen lernen und dann wieder abbrechen, Sie müssen doch auch mal eine dieser Sprachen richtig lernen, um dann, wenn Sie in das Land kommen, wenigstens ein Brot kaufen zu können!“ war jetzt endlich gross genug. Mal sehen wieviele Zimmer mein Haus dann nach dem zweiten Semester hat und ob ich dann vielleicht schon einen Garten anbaue. 😉

Was ich erwartet hätte

So ein wenig unangenehm war mir vor dem ersten Zusammentreffen mit meinen „alten“ Dozenten auf einer Veranstaltung, so wegen der abgebrochenen Promotion und so. Und meine Erwartungen schienen sich zunächst auch zu bestätigen, als der Assistent am Institut für Finnougristik (also anderes Institut) auf mich zukam und mir zurief: „Ich habe Deinen Namen auf der Homepage von Deinem Professor gesehen! Und dabei stand: Theme to be announced…“

Was ich aber nicht erwartet hätte, ist dass die „alten“ Dozenten dann fast in Begeisterungsstürme ausbrechen, als ich vom neuen Studium erzähle. (Ich hätte mir das aber wohl denken könnne. 😉 )

So schön war das, so viele liebe alte Freunde wiedergesehen!

Lustiges und Kurioses aus der bunten Welt der Sprache – Sonntagsrätsel, die Auflösung

Ich schulde Ihnen noch die Auflösung zum Sonntagsrätsel. Gleichzeitig möchte ich mich damit für die vielen phantastischen Beiträge bedanken, ich habe jeden einzelnen mit großer Freude gelesen und Sie waren wirklich sehr kreativ. 😉 Toll!

Hier sind nun die „Auflösungen“, wobei das natürlich längst nicht alles ist und außerdem finde ich auch einige diese Begriffe höchst merkwürdig. Oder kann mir jemand erklären, was ein Dorffrühling anderes sein soll als ein Frühling auf dem Dorf? 😉 Aber sehen Sie selbst:

chch: Fachchinesisch, Suchchiffre

chsch: Dachschindel, Fachschule

chtch: Fluchtchance, Früchtchen, Suchtchaos

chtdsch: Frachtdschunke, Feuchtdschungel

chtsch: Frachtschiff, fruichtschale, Knechtschaft

chtschr: Leuchtschrift, Lichtschranke, Rechtschreibung

ckschn: Dreckschnauze, Lackschnalle, Schnickschnack

cktschn: Nacktschnecke

ngsgn: Überzeugungsgnostiker, Ablagerungsgneis

nschschn: Panschschnaps, Punschschnuppern

nzn: ganznächtlich, Tanznummer

pfpf: Dampfpfeife, Kampfpfeil, Sumpfpfeffer

rchschr: Durchschrift, Kichschrifttum

rffr: Dorffrühling, Schorffragment, Wegwerffraß

rschschr: Marschschritt, Pirschschrei

schdsch: Buschdschungel, Plüschdschungel

schsch: Froschschenkel, Mischschale, Waschschüssel

sdn: Dresdner

tschf: Patschfüßchen, Putschführer

tschfr: deutschfreundlich, Kitschfrisur

tschh: Klatschhenne, Patschhändchen

tschst: Kutschsteuer, Lutschstange

tschtsch: Deutschtscheche

tztz: Besetztzeichen, Jetztzeit

Allerdings gibt es bei den meisten dieser Wörter einen kleinen Haken. Erstens überschreiten viele der Konsonanten eine Wortgrenze, fast alle aber eine Silbengrenze. Darum soll es heute hier mal um die Silbe gehen. In der Phonetik und Phonologie erforscht man neben dem Lautinventar einer Sprache meist auch ziemlich intensiv die Silbenstruktur. Auch die Silbenstruktur kann ziemlich typisch für eine Sprache sein. Die Silbe hat einen Kern, das ist immer ein Vokal,  und einen Silbenrand, das sind die Konsonanten davor und dahinter. Ist der Silbenkern von zwei Konsonanten eingeschlossen, spricht man von einer geschlossenen Silbe, zum Beispiel bei Tan-ken. Ist die Silbe aber hinten offen, also der zweite Konsonanten fehlt, spricht man von einer offenen Silbe, beispielsweise in Pa-te.

Typisch für eine Sprache sind u.a. oftmals auch die Silbenstrukturen, die sie erlaubt, ob sie viele Ansammlungen von Konsonanten erlaubt oder eher Vokale. Wikipedia z.B. schreibt (ausnahmsweise ganz vernünftig) dazu:

Manche Sprachen (z. B. Deutsch) erlauben in unbetonten Silben auch sonore Konsonanten wie Nasale oder Liquiden als Silbengipfel. [Anm.: „Sonore Konsonanten“ sind Konsonanten wie l,r,m,n, die fast schon wie Vokale eine eigene Sonorität haben und somit einen eigenen Silbenkern bilden können, wie z.B. in „Matten“, phonetisch: [mat-n̩]. ] Andere Sprachen, z. B. Tschechisch, erlauben auch in betonten Silben bestimmte Konsonanten als Silbengipfel, z. B. Strč prst skrz krk „Steck den Finger durch den Hals“. Diese Aspekte werden in der Linguistik als Silbenbeschränkungen aufgefasst.

Die möglichen Silbenstrukturen werden dann aufgelistet, zusätzlich kann man auch noch erforschen, welche Laute an welcher Stelle in den Silben bevorzugt oder besonders selten oder gar nicht vorkommen. Ziemliche Fieselarbeit. 😉

Deutsch z.B. erlaubt – hier erstmal nur für einsilbige Wörter aufgelistet – folgende Silbenstrukturen (K ist Konsonant, V ist Vokal, Diphtonge zählen als ein Vokal):

V: Ei

KV: Du

KKV: froh [fro:]

KKKV: Streu

VK: an

KVK: Ball

KKVK:  Klang

KKKVK: Strahl

VKK: Ast

KVKK: Mist

KKVKK: Brust

KKKVKK: Strand

VKKK: Obst

KVKKK: Markt

KKVKKK: Schwulst

VKKKK: Ernst

KVKKKK: Herbst

Einige Sprachen wie z.B. Finnisch erlauben nur wenige Silbenformen, da sie prinzipiell immer möglichst eine Struktur KVKV anstreben. Natürlich gibt es einige wenige Ausnahmen davon, aber auch z.B. Konsonantenverbindungen aus Lehnwörtern werden häufig an die KVKV-Struktur angeglichen. So sprechen die meisten Finnen das Lehnwort „stressi“ nur noch „tressi“ oder sogar „ressi“ aus und die KVKV-Struktur ist wieder hergestellt.

Somit habe ich Sie vielleicht genaugenommen ein wenig aufs Glatteis geführt, als ich von diesen Vergleich mit dem Tschechischen schrieb, das war nicht beabsichtigt.*  (Merke: Man schreibe keine Blogartikel so spät abends kurz vorm Zu-Bettgehen!) Es ist immer noch eine Frage der Silbenstruktur, welche Konsonanten an welcher Stelle vorkommen können und natürlich spielen Wort- und Silbengrenzen bei der Aussprache des Wortes eine bedeutende Rolle, allerdings können eben durchaus auch an den Silbenrändern solche sogenannten „Konsonantencluster“ mit scheinbar endlosen Konsonantenketten aufeinandertreffen und die müssen ja trotzdem immer noch irgendwie ausgesprochen werden. Egal in welcher Sprache.

*Dennoch ist das kein Grund für diejenigen, denen es aufgefallen ist, in den Kommentaren gleich ausfallend zu werden. Kritik in einem höflichen Ton ist hier sehr gerne gesehen, hochnäsige Besserwisserkommentare dagegen nicht. Schliesslich ist alles nur ein Spiel. 😉

Lustiges und Kurioses aus der bunten Welt der Sprache – Sonntagsrätsel

Noch so ein Vorurteil gibt es ja im Bezug auf das Verhältnis von Konsonanten und Vokalen. All jenen, die glauben, dass das hier schlimm gewesen wäre, sei gesagt, dass folgende Konsonantenverbindungen, nein eher Konsonantenketten ganz normalen Wörtern der deutschen Sprache entstammen. Aber welchen? Das dürfen Sie jetzt den verbleibenden Sonntag herausfinden. 😉

chch

chsch

chtch

chtdsch

chtsch

chtschr

ckschn

cktschn

ngsgn

nschschn

nzn

pfpf

rchschr

rffr

rschschr

schdsch

schsch

schtch

sdn

tschf

tschfr

tschh

tschst

tschtsch

tschw

tztz

Lustiges und Kursioses aus der wunderbaren Welt der Sprache – Von Fall zu Fall

Ich möchte, falls Sie erlauben, heute einmal mit einem weitverbreiteten – nennen wir es mal Missverständnis – aufräumen und zwar mit dieser Sache mit den vielen vielen Kasus. Das ist mir schon länger ein Anliegen, dennoch schaffte ich es aber erst jetzt, diesen Artikel zu schreiben.

Wenn ich jemandem, der nichts mit Sprachen zu tun hat, erzähle, dass Finnisch 15 Fälle hat und Ungarisch sogar möglicherweise noch mehr (darüber gehen die Meinungen auseinander), dann schlägt mein Gegenüber entsetzt die Hände überm Kopf zusammen und ruft: „Oh Gott, sind das viele Fälle!“ Allerdings sind auch extremere Reaktionen keine Ausnahme.

Dabei geht es mir einerseits darum, dass alleine schon sechs von diesen 15 Fällen sogenannte Lokalkasus sind. Drei Fälle sind unbedeutend, weil so gut wie nie und eigentlich nur in festen Redewendungen gebraucht, zwei weitere sind eine Art adverbiale Kasus, die einen Zustand („als was?“) oder eine Veränderung beschreiben. Somit bleiben? Vier. Ist ja auch nicht mehr als auf Deutsch. Und  sogar weniger als Latein.

Der größte Teil dieser Fälle sind also Fälle, die einen Ort oder einen Zustand beschreiben. Die Lokalkasus zum Bleistift zeigen entweder einen Ort („wo?“) oder eine Richtung („wohin?“ „woher?“) an. Das wären schon einmal drei Fälle. Weitere drei kommen hinzu, wenn man zwischen „innen“ und „aussen“ trennt, wenn man einen Unterschied macht, ob es „in das Haus hinein“ talo-on oder „auf das Dach hinauf“ kato-lle heisst. Beides bezeichnet eine Bewegung zu etwas hin, der Unterschied besteht nur zwischen „in“ (z.B. ein containerartiges Etwas hinein) und „auf“ (gemeint hier meistens eine Oberfläche). Das kann man natürlich fortsetzen mit der Frage „wo?“, dann wäre die Antwort „im Haus“ talo-ssa und „auf dem Dach“ kato-lla. Zuletzt bliebe dann noch die Frage „woher?“ , worauf der Finne antworten würde talo-staaus dem Haus (heraus)“ oder kato-lta vom Dach (herunter)“. Mit diesem kleinen System aus zwei mal drei Richtungskasus kann man schonmal das so schrecklich große finnische Kasussystem um knapp die Hälfte reduzieren. Und ganz schön viel ausdrücken.

Jetzt werden Sie Sich vielleicht fragen, warum die Frau Ansku das hier alles so ausführlich erklärt und ob sie vielleicht ein bisschen verrückt geworden ist und hier das ganze, endlos langweilige Kasussystem des Finnischen herunterbeten will. Nein, das möchte ich nicht, ich möchte nur mit diesen paar Beispielen etwas zeigen:

Nun ist es ja nicht so, dass die Finnen ihre ganzen Kasus haben und damit nun wunderbarst erzählen können, ob sich z.B. ihr Miezekätzchen gerade im Haus oder auf dem Dach oder auf dem Weg vom Dach herunter befindet und der Deutsche steht daneben und kann über seinen Stubentiger nur schweigen. Auch auf Deutsch kann man natürlichst herrlichst alle möglichen Orte und Richtungen ausdrücken. Wir benutzen eben dafür nur ein anderes Ausdrucksmittel, nämlich Präpositionen wie von, auf, in, an und wie sie alle heissen. Man sieht an den Beispielen und vor allen an den fettgedruckten Teilen deutlich, dass genau das, was die Finnen mit einem Kasus ausdrücken, eigentlich auf Deutsch nur der Präposition entspricht. Mehr ist das nicht.

Das wird deutlicher, wenn ich hier eine neue Trennung einführe, nämlich die von grammatischer Relation und Kasus im Sinn von Kasusmarkern, also die Art, wie Kasus im Satz ausgedrückt werden. Eine grammatische Relation bezeichnet die Verbindung von zwei „Einheiten“ im Satz, also z.B. „Katze“ und „Dach“, die durch das Verb oder durch etwas anderes wie zum Beispiel eine Präposition miteinander in eine Beziehung treten.

Die Beziehung, also das was im Satz ausgedrückt werden soll, die ist in beiden Sprachen genau dieselbe. Sage ich zum Beispiel „Die Katze ist auf dem Dach“, ist die Beziehung zwischen der Katze und dem Dach, dass die Katze [AUF] dem Dach ist. In einem anderen Fall befindet sie sich vielleicht [IN] der Suppenschüssel.

Der Satz, ganz herunter gesetzt nur auf seine Bestandteile und nur auf die Beziehung, die er ausdrücken soll, würde lauten:

[Cat] -> [ON] -> [Roof]

Was sich jetzt unterscheidet, ist die Ausdrucksweise: Der Deutsche sagt

[Die Katze] ist [AUF]-dem-[Dach].“

Der Finne dagegen sagt:

[Kissa] on [kato][LLA].“

(Kissa =Katze, on = er, sie, es ist)

Die beiden fetten und großgeschriebenen „Dinger“ in Klammern sind dabei jeweils der Ausdruck der Beziehung [AUF].  Bei der einen Sprache ist erkennbar, dass „auf“ ein eigenes Wort ist, bei der anderen Sprache ist das „auf“,  also -LLA ein Kasus, der ans Wort drangehängt wird. Außerdem steht es einmal vor und einmal hinter dem Bezugswort. Solche Merkmale sind sprachspezifisch, einige Sprachen tendieren eher zu vor dem Bezugswort, andere Sprachen mögen es lieber dahinter. Und einige Sprachen haben eben ein sehr umfangreiches System von Kasusmarkern, mit denen sie alle möglichen Beziehungen zwischen einzelnen Bezugswörtern und einzelnen Einheiten im Satz ausdrücken können, andere Sprachen benutzen dafür Präpositionen oder eine Vielzahl weiterer Ausdrucksmittel. Bedeuten jedoch – und das ist ja das Wichtige – tun beide dasselbe und die grammatische Relation, die hinter dem Ganzen steht, auch die ist in beiden Fällen dieselbe, wie wir nun wissen. Es sieht einfach nur anders aus. Sie sehen, dieses ganze verwörrende System wird schon viel übersichtlicher, wenn man eben zwischen der Relation, dem WAS ausgedrückt wird, und dem Aussehen, WIE es ausgedrückt wird, unterscheidet.

Das Ganze liesse sich jetzt noch stundenlang ausweiten, auf alle möglichen Relationen, auf die Verbindungen zwischen Subjekt, Verb und Objekt. Ich könnte auch noch erzählen, dass sich manchmal die Kasus erst aus den Präpositionen (es gibt natürlich auch Postpositionen, die hinter dem Wort stehen!) durch Verschmelzung etc. entwickelt haben. Dass so zum Beispiel aus der finnischen Postposition kanssa = „mit (jmdm)“ – umgangssprachlich oft verkürzt zu kaa – im Estnischen ein eigener Kasus auf -ga/-ka „mit (jmdm)“ entwickelt hat .Dass es natürlich Sprachen gibt, die eben äußerlich sichtbar ein kleines oder größeres System von (sichtbaren) Kasusmarkern, also solchen wie wir sie aus dem Lateinunterricht kennen, haben und dass diese Systeme sich wiederum verändern können. Aber das alles, verehrte Leser, hat mich vor etwa anderthalb Jahren die Hälfte meiner 45minütigen mündlichen Magisterprüfung gekostet und würde hier etwas zu weit führen. 😉

Soviel Kasustypologie für heute. Ich hoffe also, dass es Ihnen gefallen hat und dass ich Sie in Zukunft nie wieder die Hände über dem Kopf schlagen zusammenschlagen sehe und rufen höre „Aber das sind ja sooo viele Fälle!“ Sollten Sie jemanden sehen, der dies tut, können Sie ihm gerne in meinem Namen entgegnen, dass Deutsch mindestens genauso viele „Fälle“ hat, die sehen nur ganz anders aus. 😉

Lustiges und Kurioses aus der bunten Welt der Sprache – Pidginsprachen, die Auflösung

Und hier nun – leicht verspätet – die Auflösung des Pidginrätsels:

numba wan dokta: ’number one doctor‘ – Oberarzt

no gat wo: ’no got work‘ – arbeitslos

toknogoti: ‚talk no good (about) him‘ – beleidigen

(Entschuldigung, hier ein Tippfehler!) longlong long wiski: ‚long long whisky‘ – betrunken 😉

bosboi: ‚boss-boy‘ – Direktor

klosap tudak: ‚close up, too dark‘ – früher Abend

haus ka: ‚house-car‘ – Garage

skru bilong han: ’screw belong hand‘ – Handgelenk

naispela: ’nice-fellow‘ – nett, hübsch

ples antap: ‚place on top‘ – Himmel

haus drink: ‚house-drink‘ – Hotel

haus beten: ‚house-beten‘ – Kirche

bigmaus: ‚big-mouth‘ – laut

mausgras: ‚mouth-grass‘ – Bart

salwara: ’salt-water‘ – Ozean

tupela: ‚two-fellows‘ – Paar

mekim gut gen: ‚make-him gut gehen‘ – heilen

oraitim: ‚allright-him‘ – heilen

glas bilong lukluk: ‚glass belong look-look‘ – Brille

yumi: ‚you-me‘ – wir 😉

smokpepa: ’smoke-paper‘ – Zeitung

skin i wara: ’skin-in-water‘ – schwitzen

Mairlynd hat es gewagt und sich an dem Rätsel versucht und ziemlich vieles richtig herausgefunden, herzlichen Glückwunsch und Respekt! 🙂

Und eines hab ich noch, das stach mir gerade ins Auge:

skruilus: ’screw is loose‘ 😉

Lustiges und Kurioses aus der bunten und wunderbaren Welt der Sprache – Die witzigsten Sprachen der Welt: Pidgins und Kreols

(Seit langer Zeit, endlich mal wieder, ich weiss. 😉 Ich gelobe Beserung!)

Heutzutage geht ja alles auf Englisch. Auf Englisch werden Geschäfte gemacht, auf Englisch wird geforscht und auf Englisch kann man sich (fast) jederzeit problemlos überall verständigen. Englisch ist eine Weltsprache. Vor etlichen tausend Jahren, zu Zeiten des guten alten Julius C., da gab es aber schon einmal so eine Weltsprache. Das war Latein. Latein war die Sprache der Herrschenden, gleichzeitig aber auch nach einer ration communis die Sprache der Handeltreibenden. Latein war somit so etwas wie die erste lingua franca.

Als lingua franca bezeichnet man Sprachen, die vor allem und in erster Linie eine Art gemeinsame Kultursprache sind, die also in erster Linie der Verständigung dienen. Solche lingua francas gibt es heute viele. Denn die Menschen begnügten sich nicht mit dem römischen Reich, sondern sie schwärmten noch weiter aus, nach Amerika, nach Indien, nach Australien und Ozeanien. Doch immer wieder traf man dort auf Sprachen, die kein Europäer verstehen konnte und somit wurde es äußerst schwer für die, die dort zum Beispiel Handel treiben wollten. Wie sollten sie sich verständlich machen? Wie sollten die Missionare missionieren, wenn die Eingeborenen sie nicht verstehen konnten? Aus dieser Not heraus entstanden überall dort, wo Missionare unterwegs waren, wo Handel getrieben wurde, sogenannte Pidgin- und Kreolsprachen.

Pidginsprachen sind eine Art „stark vereinfachte“ (wobei ich mich im Bezug auf Sprachen gegen die Bezeichnungen „einfach“ und „schwer“ wehre) Mischsprache aus der Sprache der Missionare oder Kolonialherren und der Sprache der Eingeborenen. Diese Sprachen entwickelten sich aus der oft ganz einfachen Verständigung zwischen den verschiedenen Interessen. Dabei passierte es häufig, dass die Grammatik größtenteils aus der Sprache der Kolonialherren übernommen wurde, der Wortschatz und die Aussprache aber aus der Sprache der Einheimischen. Das muss natürlich nicht zwnagsläufig so passieren, es ist eher die typischste Form. Man kann sich auch sehr gut aus beiden Sprachen bedienen, wie es gerade passt. Die Sprache mit dem vorherrschenden Einfluss – meistens (aber auch nicht zwangsläufig!) aufgrund der Machtverhältnisse die der Kolonialherren – wird dabei Superstratsprache genannt, die Sprache mit dem geringeren Einfluss wird – weil sie sozusagen überlagert wird – Substratsprache genannt. Übrigens geht das natürlich nicht nur mit Englisch, Pidginsprachen entstanden überall dort, wo kolonialisiert wurde, also auch in spanischen, portugiesischen, französischen und niederländischen Kolonien. Ab und zu – das werden Sie bald merken – gibt es auch Einflüsse aus dem Deutschen. Und es muss auch nicht bei zwei Sprachen bleiben. Papiamentu z.B. auf den niederländischen Antillen (Aruba, Bonaire, Curacao) enthält in Grammatik und Wortschatz sowohl Einflüsse aus dem Spanischen als auch aus dem Holländischen.

Wenn eine Pidginsprache wiederum ein Eigenleben gewinnt, wenn sie weitere, eigene Entwicklungen und Veränderungen in Grammatik und Wortschatz durchmacht und irgendwann auch als Muttersprache in eine neue Generation hinübergetragen wird, dann ist eine neue Kreolsprache entstanden. So zum Beispiel das (französisch-basierte) Kreol auf Hawaii. Auch wenn die Kolonialisation längst vorbei ist, so bleibt doch häufig die Kreolsprache als allgemeine Verkehrssprache bestehen.

Pidgin- und Kreolsprachen können manchmal sehr witzig aussehen. Oft sind Begriffe von den Einwanderern übernommen worden, aber dann sehr der Aussprache der dort ansässigen Sprachen angeglichen worden. Auch werden oft Begriffe umschrieben. Oder man nimmt einfache grammatische Mittel aus der Substratsprache und kombiniert sie mit dem Wortschatz der Superstratsprache. Viele Sprachen benutzen zum Beispiel Reduplikation als grammatisches Mittel, aber auch um neue Wörter zu bilden. Zum Beispiel bedeutet wilwil im englisch-basierten Tok Pisin (Papua Neuguinea) „Fahrrad“ (= wheel-wheel).

Ebenfalls auf Papua Neuguinea wäre dann zum Beispiel dieser Satz auf Tok Pisin – was übrigens soviel bedeutet wie “Talk Pidign” bedeutet – zu lesen:

Wok long rot ol kar mas stop sapos yu lukim red pela mak.

Das klingt zunächst ziemlich spanisch chinesisch unverständlich, wenn man sich den Satz aber genauer ansieht, kann man folgende englische Wörter darin entdecken:

work along road all car must stop suppose you loose-him red fellow mark.

Was wiederum auf “richtigem” Englisch soviel bedeutet wie:

Work along the road. All cars must stop when the red light is on.

Und jetzt? Wieviel Pidgin können Sie? Können Sie die folgenden Begriffe erraten?

numba wan dokta

no gat wok

toknogotim l

onglong long wiski

bosboi

klosap tudak

haus ka

skru bilong han

naispela

ples antap

haus drink

haus beten

bigmaus

mausgras

salwara

tupela

mekim gut gen

oraitim

glas bilong lukluk

yumi

smokpepa

skin i wara

(Sprachwissenschaftler sind von diesem Rätsel ausgeschlossen und dürfen auch nciht helfen. 😉 Für die Lösung dieses Rätsels haben Sie bis Mittwoch Zeit, solange werde ich nämlich im – hoffentlich verdienten – Urlaub beim allerliebsten Bruderherz in Kopenhagen weilen. Ich bin gespannt auf Ihre Vorschläge!)

(Machen Sie es gut.)

Partikel-Fetischist

Mit so wunderbaren kleinen Wörtchen wie doch, auch, immerhin, zwar, nur, und so kann man so wunderbar und so unglaublich fein den Ton eines Satzes modellieren. Man kann den Satz entschärfen und in einem Anschreiben höflicher wirken lassen, man kann aber auch im Gegenteil dem Satz mehr Ausdruck und mehr Kraft hinzufügen und sein Anliegen dringender und eindringlicher zum Ausdruck bringen. (Dasselbe geht auch wunderbar mit der Wortstellung, manchmal ist der Unterschied so fein, dass man ihn kaum merkt, aber es macht einen Unterschied.) Ich finde das immer wieder genial und staune jedesmal von neuem, wenn ich dabei bin, etwas zu formulieren und bemerke was für feine Nuancen sich da auftun. Was ich mit meiner Sprache alles ausdrücken kann.

Und weil Frau Ansku die kleinen Partikeln so liebt, kann es schonmal vorkommen, dass die Partikel geradezu inflationär hier verwendet werden.

(Schade eigentlich, dass bisher noch kaum jemand sich die Mühe gemacht hat, mehr über Partikel zu forschen. Sind aber auch verdammt schwammig, die Dinger. Gerade WEIL die Bedeutung so sehr vom Kontext abhängt. Das hat was von Sisyphus-Arbeit.)

Frau Lehrerin

Das, was ich nie zu glauben gewagt und oftmals auf Nachfrage abgewiegelt habe, ist nun Realität: Ich bin durch einige glückliche Zufälle und ein gutes Wort meiner Finnischlehrerin jetzt Lehrerin für Finnisch in einer kleinen Online-Sprachschule, die sich auf skandinavische Sprachen spezialisiert hat also zumindest, wenn ich endlich den unterschriebenen Vertrag zurückgeschickt habe. Freitag treffe ich mich mit meiner ersten Schülerin. Und ironischerweise hat mir genau die Dame das Problem vor Augen geführt, weswegen ich niemals geglaubt habe, dass dieses Unternehmen Realität wird: Ich bin nunmal keine Finnin. Ich kann mich auf Finnisch verständigen angeblich sogar sehr gut, meine Aussprache ist angeblich ziemlich authentisch, ich verstehe Finnisch, ich kann Bücher lesen, Nachrichten hören, übersetzen und das alles relativ flüssig. Nicht lückenlos, vor allem was die Vokabeln angeht, aber die Lücken sind für den Hausgebrauch überseh- oder umschreib- oder umgehbar. Trotzdem ist Finnisch nunmal nicht meine Muttersprache und das merkt man, da bin ich mir ziemlich sicher. Umgekehrt kenne ich einige liebe Menschen aus anderen Ländern, die bereits seit Jahren und Jahrzehnten in Deutschland leben und ein geniales, wunderbares, nahezu perfektes Deutsch sprechen. Bewundernswert, absolut nichts dran auszusetzen. Aber es ist eben doch nicht dasselbe Deutsch, das Deutsche sprechen. Manchmal hört man einen kleinen Akzent, manchmal kommt ein Satz leicht verdreht daher, manchmal passiert es, dass eine Redewendung falsch übersetzt wird. Das tut dem Verständnis und der bewundernswerten Leistung dieser Menschen, eine Fremdsprach SO nahezu perfekt gelernt zu haben, keinen Abbruch und ist nur natürlich, aber es ist eben doch spürbar.

Prinzipiell bin ich deshalb der Meinung, dass Sprachunterricht in die Hände von Muttersprachlern gehört, aber scheinbar ist das Vertrauen meiner lieben Finnischlehrerin in mich so groß, dass sie mir schon ein paar Mal kleiner Jobs oder ein paar private Schüler und jetzt eben diesen Job vermittelt hat. Das ehrt mich natürlich und ich möchte keinen enttäuschen, am wenigsten meine Lehrerin. Und selbst die Leiterin der Sprachschule schien damit kein Problem zu haben, als wir telefonierten und ich ihr von meinen Erfahrungen und meinen Finnischkenntnissen berichtete. Es kamen sogar nur ganz wenige Nachfragen. Immerhin, es war bisher und wird sich wohl auch in Zukunft hauptsächlich um Unterricht für Anfänger handeln: Ein bisschen „Hallo. Ich heisse… Ich wohne in… Wie heisst Du? Wie geht es Dir?“, ein bisschen nach dem Weg fragen, ein bisschen Wortschatz zum Einkaufen und im Restaurant. Ist das machbar? Bin ich womöglich doch dafür geeignet?

Gestern habe ich dann mit meiner Schülerin telefoniert, um einen Termin für die Probestunde auszumachen. Als wir den Termin und den Ort schon fix gemacht hatten, fragte die Frau (etwas älter, immerhin hat sie wohl schon einen Enkel) nochmal nach:

„Und Sie sind Deutsche?“

Frau Ansku: „Ja, ich bin Deutsche.“

Schülerin: „Aber Sie….“

Frau Ansku: „Ich habe Finnisch studiert. Ich habe ein komplettes Studium Finnisch absolviert. Seit 2004.“

Schülerin (zögert): „Aber haben Sie denn auch mal in Finnland gewohnt?“

Frau Ansku: „Ja, habe ich. Vier Monate.“

Schülerin: „Okay… Na, wir werden ja dann am Freitag sehen.“

Harte Herausforderung, gleich bei der ersten „Kundin“. Gottseidank habe ich von der Schule gute Unterrichtsmaterialien bekommen die ich nur noch von Schwedisch nach Finnisch übersetzen muss. Und dann kann bei so einer kleinen Probestunde doch eigentlich nicht mehr viel schiefgehen, behaupte ich mal.

Oder?

Ich bin etwas hibbelig, immerhin ist das jetzt irgendwie doch „offiziell“…

Und ich freu mich. 😉

Wow. Ich. Finnischlehrerin. Ick gloob dit noch nich so janz.

(Zweites Problem: Es ist wohl grundsätzlich in dieser Sprachschule so, dass die Schüler zum Lehrer nach Hause kommen. Ich habe aber hier keinen Arbeitsplatz, an dem sich zwei Leute gemütlich und ohne Platzangst zu bekommen gemeinsam hinsetzen und arbeiten können. Aber auch dafür wird sich eine Lösung finden, eventuell können wir auf die Wohnung meiner Eltern ausweichen.)

C’est moi!

Französisch war bei mir immer so eine stiefmütterlich behandelte Sprache. Ich konnte mich nie besonders damit anfreunden, ich konnte es auch nie richtig aussprechen und kann es jetzt auch nicht gut und ich hatte noch nie wirklich Bezug zu Frankreich. Irgendwann hab ich mal ein paar Kurse Französisch gehabt, aber eher weil ich dachte, dass ich das brauche, als aus übermäßigem Interesse. Dementsprechen erbärmlich ist auch mein Wortschatz. Vor zwei Jahren machte ich einen Sprachkurs, um mein „Können“ etwas aufzufrischen, auf mittlerem Niveau. Ich mach es kurz: Die Schmach war groß, sehr groß, alleine schon dadurch dass sich in dem Kurs Leute befanden, die Französisch SPRECHEN konnten. Im Studium hab ich zwar viele einige Fachtexte auf Französisch gelesen, aber wer sich jetzt denkt: „Wow, die Frau Ansku, die muss das aber drauf haben.“, der irrt, denn ich verrate Ihnen jetzt ein kleines Geheimnis: Das Schöne an Fachtexten ist, dass sich das Vokabular in einem äußerst sehr beschränkten Rahmen hält. Ob ich Linguistik oder linguistique lese – nun das lässt sich doch durchaus mit viel Phantasie erraten, worum es hier geht, oder? 😉

Also kurz gesagt: Ich kann Französisch lesen, ich kann mit etwas Glück Französisch verstehen. Aber ich kann NICHT Französisch sprechen. Ich hatte ja auch nie jemanden, mit dem ich Französisch sprechen könnte.

Das hat sich heute mit einem Schlag geändert. Ich hatte, als ich mich im Herbst für gleich zwei VHS-Kurse angemeldet habe, nicht zuletzt auch im Sinn, diese als Plattform zu nutzen, umneue Kontakte zu knüpfen, schließlich will ich nicht bis ans Ende meines Lebens Single bleiben. Nun, das mit dem Nicht-mehr-Single-Dasein, das hat ja nun aus bestimmten Gründen nicht wirklich geklappt, dafür aber habe ich eine wunderbare und äußerst liebe Französin kennengelernt, die auch gleich spontan, als ich ihr erzählte, dass ich Französisch so gerne sprechen können würde, angeboten hat, sich mit mir zum Französisch reden zu treffen. Vor Weihnachten war zu stressig, also nach Weihnachten. Also nächste Woche. Also heute. Die Kälte und Glätte heute hätte es beileibe nicht gebraucht, mir ist auch so schon der A**** auf Grundeis gegangen. Hoffentlich habe ich den Mund nicht zu voll genommen und kriege wenigstens einen kompletten, verständlichen Satz raus!

Doch dann, wow, Leute, ich hier immer noch ganz geplättet. Ich hab mich knapp zwei Stunden größtenteils auf Französisch unterhalten. Nachdem wir anfangs noch so simple Dinge wie die Wochentage und un, deux, trois… wiederholen mussten, ging es immer besser und besser. Ich musste viele Wörter nachfragen, aber zwischendurch kamen auch tatsächlich ganze und ab und zu sogar korrekte Sätze dabei raus. Ich habe auf Französisch sogar über meine Arbeit erzählt. Dieser Schritt, eine fremde Sprache nicht mehr als Unterrichtsstoff zu sehen, sondern sie selber zu benutzen, sich ihrer Worte zu bedienen, er ist jedes Mal von neuem so faszinierend. Winzig klein und gleichzeitig schier unglaublich groß. Aber es fühlt sich grandios an, wenn man ihn einmal gemacht hat, sei es auch zögernd und stolpernd. Darauf kommt es nicht an, auf das Machen kommt es an.

Musste dabei sehr stark an sie denken, so ein ähnliches Erlebnis war das heute auch. Und so schön, da gleich dabei noch eine sehr nette neue Bekanntschaft gewonnen. Euh? Parler francais? Moi? Uh… Oui, c’est moi!!

2009 in Hölzern

Ich wollte doch eigentlich keine Jahresrückblicke, aber jetzt muss ich wohl doch. Mademoiselle Lavender schmeisst bereits zu Beginn dieses Jahres heftig mit Stöckern um sich.

Was hast Du 2009 nie getan?

Bungee-Jumping

Dein Wort des Jahres?

Friends. In jeglicher Hinsicht und Bedeutung.

Deine Stadt des Jahres?

Helsinki.

Anzahl Alkoholexzesse?

Viele. Mehrere. Einige.

Höchste Handyrechnung?

Da waren im Frühjahr einige ziemlich hohe, weil ich den falschen Tarif hatte. Ist aber inzwischen geklärt und alles wieder im Rahmen.

Krankenhausbesuche?

Gottseidank, keinen einzigen!

Verliebt?

Ja, in meinen Neuen. Jeden Tag aufs Neue.

Getränk des Jahres?

Prosecco

Most called person?.

Family&friends

Song des Jahres?

Finnisch. Kennt eh keine Sau.

TV-Serie des Jahres?

Friends. Sex and the city. Gilmore Girls. Hach, alle!

Erkenntnis des Jahres?.

Dass aufgeschürfte Knie in manchen Ländern die häufigste Unfallursache beim Sex sind.

Nachbar des Jahres?

Meine Lieblingsnachbarin, die ich kenne, seit ich vier Monate alt bin und dann leider irgendwann vor zehn bis fünfzehn Jahren aus den Augen verloren habe. Im Frühjahr haben wir uns über Facebook wiedergefunden. Das war nicht der Beginn, aber die Fortsetzung einer wunderbaren Freundschaft.

Beste Idee/Entscheidung des Jahres?

Nicht mehr vor 12 Uhr ins Bett zu gehen. Selten so ruhige Nächte gehabt.

Schlimmstes Ereignis?

Der kurzzeitige Verlust meiner Bibel.

Schönstes Ereignis?

Die Deutschlandreise im März und die kleine Deutschlandreise im August. Weihnachten mit der Familie und dieses „Welt, Du kannst mich mal“-Gefühl an den Weihnachtstagen, das ist jedes Jahr wieder wunderbar.

Welchen 5 wirfst Du das Stöckchen zu?

Ich bin gemein, und zwar genauso gemein wie Mademoiselle Lavender. 😀 Deshalb werfe ich einfach willkürlich in die Menge zu den fünf letzten Kommentatoren, wie sie jetzt gerade rechts zu sehen sind: Wortteufel, Markus, Lies von Lott, Ivar und llewella. So, mitgehangen, mitgefangen.

Frau Ansku goes Dialektologie

(Endlich komme ich mal dazu, diesen Artikel zu schreiben, denn eigentlich liegt diese ganze Sache schon ein paar Monate zurück.)

Ich war im Herbst neben dem neuen Job auch in meiner Freizeit nicht untätig. Im September fragte man mich in der Uni, ob ich nicht Lust hätte, bei einem kleinen Projekt mitzuarbeiten – Geld gibt es nicht, dafür Ruhm und Ehre. Aber ja doch, natürlich hatte ich Lust! Zumal dieses Projekt ein für mich ziemlich neues, bisher sträflich vernachlässigtes Gebiet der Sprachwissenschaft betraf, die Dialektologie. Ein bekannter Verlag für Reiseführer möchte einen neuen Reiseführer über Bayern herausbringen, wo Bayern von einer ganz neuen Seite beleuchtet werden soll, mit seinen kulturellen Eigenheiten, seinen kulinarischen Schmankerln und seinen historischen Orten. Das Ganze soll natürlich auch speziell die verschiedenen Regionen Bayerns zeigen, also Franken, Ober- und Niederbayern, Schwaben usw.  Soweit ich weiss, wurden für den kulturellen Teil hauptsächlich UrEinwohner persönlich befragt, für den sprachlichen Teil war das zunächst auch so geplant und versprach sehr spannend zu werden.

Ein persönliches Interview mit einem Informanten zu führen, wo die gewonnenen sprachlichen Daten mit Kamera und/ oder Tonband aufgezeichnet werden, dazu hatte ich bedauerlicherweise in meinem Studium auch noch nie die Gelegenheit. Nun darf man sich so ein Interview nicht so vorstellen, dass der kleine Sprachwissenschaftler zu dem Sprecher geht und sagt: Oooh! Ein unbekanntes Wesen Sprecher! Hallo, Du! Sprecher! Erzähl ma‘ was von Dir, sag einfach ma‘ was! und aufs Knöpfchen drückt und schon hat man die Daten. Nein, denn man möchte die Sprache ja so authentisch wie möglich, in ihrer natürlichen Umgebung aufzeichnen und leider ist so ein Interview weissgott keine natürliche Situation. Wie viele Faktoren da mit hereinspielen begriff ich erst, als ich mich länger mit dieser Sache beschäftigte. Zunächst ist ja mal der Interviewer für den Sprecher eine fremde Person, der gegenüber er sich zunächst möglicherweise scheu verhalt. Möglicherweise verstärken Kamera und Tonbandgerät diese Scheu noch. Dazu kommt noch, dass z.B. Sprecher eines Dialektes oft befürchten, von der fremden Person nicht verstanden zu werden und deshalb – bewusst oder unbewusst – nicht reinen Dialekt, sondern eine Sprache näher an der Hochsprache sprechen usw. usw. usw. und schon ist es mit der Authentiztität passé. Je mehr ich mich dazu einlas und mit anderen Studenten, die ebenfalls an dem Projekt mitarbeiteten austauschte, desto spannender fand ich die Sache und hätte am liebsten sofort Kamera und Mikro eingepackt, um loszuziehen und Daten zu sammeln. Nicht ganz zufällig 😉 hatte ich mich für die Region Unterfranken gemeldet, weil ich den Dialekt dort ja schon einige Male hören konnte und ihn wirklich sehr schön und interessant finde. Leider stellte es dann doch als ziemlich schwierig heraus, so aus der Ferne von der Landeshauptstadt aus einen Sprecher zu organisieren, der Zeit hat, die nötigen Dialektkenntnisse und dazu noch bereit ist, sich eben von einer fremden Person filmen zu lassen. Extremst schwer. Auch eine vorsichtige Anfrage beim berühmtesten Unterfranken ever wurde leider aus Zeitgründen abgelehnt. Aber auch andere Leute in anderen Regionen schienen ähnliche Probleme zu haben, soweit sie nicht auf Verwandte zurückgreifen konnten, so dass kurze Zeit später aufgrund von Zeitdruck (der Reiseführer soll ja auch irgendwann mal veröffentlicht werden) der Plan ganz allgemein etwas geändert wurde und die Interviews gestrichen wurden und auch die Regionen nocheinmal etwas anders verteilt wurden.

So forschte ich letzten Endes also ein bisschen an meinem Schreibtisch mit Hilfe von Literatur und Internet in Bayrisch-Schwaben herum und heraus dabei kam in erster Linie eine Liste mit Wörtern und ein paar kleine Redewendungen. Für Sie, für Euch als kleiner Appetithappen ein paar Auszüge aus meinen eigenen gesammelten Daten:

z.B. die alten Bezeichnungen für Wochentage

Marda – ‚Montag‘

Mørǝda/ Aaftrmëëde/ Dinschdaag (das letzte Wort wurde aus dem Schwäbischen übernommen) – ‚Dienstag‘

Minkda – ‚Mittwoch‘

Pfins(h)ta – ‚Donnerstag‘

Freida – ‚Freitag‘

Såmsta – ‚Samstag‘

Sunda – ‚Sonntag‘

Oftmals erfragt man auch ein paar Begriffe aus der Landwirtschaft oder Haushalt oder Religion, die sind meistens – da mit traditionellen Handlungen verbunden – am besten in ihrer Ursprünglichkeit erhalten:

‚Hahn‘ – Gogl m.

‚Jauche‘ – Mis(t)lache / Ool f.

‚Ernte‘ – Aaret [aaret] f.

‚Kartoffeln‘ – Eadepfa m./ Äärb(i)ra f.

‚Rote Beete‘  – Rande(g)

‚Heidelbeere‘ – Schwarzbeer/ Hoigl(beer) f.

’schwarze Johannisbeere‘ – Weibeerle f.

‚Holz spalten‘ – Hoiz kliabn

‚Disteln rausreißen‘ – Dischla rausraisa

‚Tannen-/ Fichtenzapfen‘ – Butzkiah (wörtl. ‚Butzenkühe‘) f.

‚Begatten der Henne‘ – fliigla / tappa

‚Kater‘ – Boole / Baule m.

‚Ferkel‘ – Seile / Suggele n.

‚ferkeln‘ – fackl(e)n

‚brünstig‘ (bei Rindern) – rindig

‚brünstig‘ (beim Schwein) – rumpe(l)n

‚Borzenstecken‘ –  Booazaschdägga (Borze stammt wohl aus dem Ostschwäbischen; Das Wort bezeichnet ein Reisigbündel.)

‚großer Waschkessel‘ – Zuber [tsuber] m.

‚Gefäss zum Einsalzen von Fleisch‘ – Surfass oder Zuber [tsuber] m.

‚brenzlig riechen‘ – brandln

‚Kleidung‘ – Hääß f.

‘Weihnachtsfrüchtebrot‘ – Gletznbrot n.

‚Plätzchen‘ – Loible / Leckerle n.

‚Brotanschnitt‘ – Ränftle / Ränggele / Giggele n.

‚Kirchweihfest‘ – Kiawei f.

‚Schluckauf‘ – Heschar / Häggr f.

Und dann fand ich noch ein paar leider wenige Personenbezeichnungen:

‚Taufpatin‘ – Doolǝ

‚Mädchen‘ – Maal, Maala n.

‚Tante‘ – Dånde

‚Nikolaus‘ – Gloos m.

‚Haberfeldtreiber‘ – Haberfeiddreiba

‚alter Mann‘ – alde Mãã/  Månd

darunter auch Schimpfwörter 😉

Rotzbibbn – ‚ungezogenes Kind‘

Säckl – ‚Blödel, Dummkopf‘

aufmandln – ‚sich aufspielen, sich wichtig machen‘

(Das ganze wurde noch ergänzt durch ein paar „kleinere“ Wörter wie z.B. Richtungsangaben oder Pronomen, die jetzt hier zuviel des Guten wären.)

Die Arbeit, auch ohne Kamera und Mikro und Sprecher live, hat mir dann letztendlich auch großen Spass gemacht, denn ich fand es sehr interessant, wie sich hier quasi ein Dialekt zwischen zwei großen Dialekten – Bayrisch und Schwäbisch – herausgebildet hat und wo das Bayrische stärkeren Einfluss gehabt hat und wo das Schwäbische. Spannend war das, wenn man immer wieder plötzlich ein neues Wort entdeckt! Ganz allgemein auch hat es mein Wissen um den Dialekt und die Dialekte, der hierzulande gesprochen werden, enorm vermehrt. Ich hatte z.B. keine Ahnung von den alten Bezeichnungen für die Wochentage, dass z.B ‚Dienstag‘ in einigen östlichen Gegenden Bayerns immer noch Irda, Ira bzw. Eada heisst.

Noch spannender wird das Ganze dann, wenn man es im Vergleich mit den anderen regionalen Dialekten sieht und dazu gibt es ein ganz hervorragendes Projekt der Uni Augsburg, nämlich den Sprechenden bayrischen Sprachatlas. Die Forscher aus Augsburg haben sich die Mühe gemacht und bestimmte Wörter und Begriffe in verschiedenen Orten Bayerns aufgenommen (diesmal richtig mit Mikro und so 😉 ) und dies auf interaktiven Karten eingetragen, so dass man sich im Internet anhören kann, wie ein und derselbe Begriff in den verschiedenen Regionen Bayerns klingt. So findet man z.B. heraus, dass Quark bzw. Frischkäse in Bayrisch-Schwaben „Toppa“, „Doba“ oder „Topfa“ – also “Topfen‘ – heisst, weiter im Norden, Richtung Franken aber ganz anders: „Zibeleskäs“ (z.B. in Betzenstein). Einfach aus der Liste links einen Begriff auswählen und dann auf die verschiedenen Orte klicken. Die Farben auf den Karten bezeichnen die Verbreitungsgebiete der einzelnen Begriffe. Das Ganze gibt es auch mit vielen Erklärungen dabei mittlerweile in Buchform und es war mir ein sehr nützliches Hilfmittel bei meiner Arbeit.

A rechte Freid hat’s g’mocht, des Projekterl und doss I als Münchner Kindl amoi gsehn hob, wui vuifältig des is, des Boarische, wo I do in Bayern leb und für ois waitere dad I Eich jetzad des neie Biacherl empfehln, des wo im Frühjahr rauskimmt. 😀 *

* ohne Garantie für Richtigkeit, Rechtschreibfehler etc. Ich lerne noch. 😉

Warum lernst Du?

Langsames Beschnuppern und Kennenlernen meiner Mitstreiter im Türkischkurs, eine Auswahl der Dialoge, die da so ablaufen:

1. „Und? Warum lernst Du Türkisch?“ – „Ach, meine Verlobte ist Türkin und ich muss mich ja irgendwie auch mit der Verwandtschaft verständigen können…“

2. „Und? Warum lernst Du Türkisch?“ – „Wir haben ein Haus Bodrum. Wir fahren da schon seit vier Jahren jeden Sommer hin und ich kann immer noch kein Wort Türkisch. Ich tu mir ja so schwer mit Sprachen, weißt Du, schrecklich ist das…!“

3. „Und? Warum lernst Du Türkisch?“ – „Mein Freund ist Türke und ich wollte jetzt auch mal seine Sprache lernen. Wir reden zuhause immer auf Deutsch, aber ich möchte auch mal seine Sprache können, aber er sagt, er kann mir das nicht beibringen…“

4. „Und? Warum lernst Du Türkisch?“ – „Och, ääh… Ja… Also… Weiss nich‘ genau. Ich wollt‘ einfach so mal wieder ’ne neue Sprache lernen… Ich bin Linguistin, da hält man’s nie lange aus ohne eine neue Sprache zu lernn. So Berufkrankheit oder so ähnlich…“

Jetzt dürfen Sie raten, welche der hier zitierten Personen wohl Frau Ansku ist, Nr. 1, 2, 3 oder 4. 😉

(Und ‚biber‘ heisst übrigens auf türkisch ‚Paprika‘.)

i oder ι

Versuche krampfhaft, mir beim Schreiben i-Punkte abzugewöhnen. Ich möchte nasιlsιnιz „Wie geht es Ihnen?“ schreiben und ich nehme mir ganz feste vor, das genau so und ohne einen einzigen i-Punkt zu schreiben und ich schreibe und raus kommt zum 100. Mal nasilsiniz.

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie tief diese i-Punkte nach etwa 20 Jahren im deutschen Bildungssystem in einem drin sitzen?

VHS

Ich nehm alles zurück, was ich jemals über VHS-Sprachkurse gesagt habe! Mein Türkischlehrer ist genauso wie ich der Ansicht, dass man Grammtik eigentlich quasi von selbst lernt – insbesondere bei einer agglutinierenden Sprache, wo die verschiedenen Endungen einfach alle hinters Wort gesetzt werden:

ev : Haus

ev – ler : die Häuser

ev – ler – im : meine Häuser

ev – ler – im – de : in meinen Häusern.

Das was wir also im Kurs üben müssen, sind die Vokabeln und das Sprechen. Phantastisch, der Mann hat Ahnung! Und so hab ich gestern höchstens zwischendurch 10 Minuten Aussprache geübt und mal eben entspannt gelernt, jemanden zu Begrüßen, zu Verabschieden, mich vorzustellen,  die Zahlen bis 10 (die ich mir bisher nie merken konnte, jetzt kann ich sie!), mich zu erkundigen, wie dies oder jenes heißt, und einige Wörterchen wie bisikli, atobüs, tren, ekmek, masa (na, wer errät’s? 😉 ) und noch einige andere.

Wenn das so weitergeht, blog ich hier im November auf Türkisch. Mal sehen, was da noch so kommt. Isch freu misch riesisch!

(Dafür muss ich mir jetzt Gedanken über meinen eigenen Unterricht machen, ich habe seit letzter Woche wieder eine Finnischschülerin und werde ihr heute das Grauen aller Finnischlernenden, den Partitiv beibringen dürfen. Ich kann den doch selber auch nach 5 Jahren noch nicht richtig benutzen. Als ich das Angebot annahm, bekam ich die Information, dass sie schon etwas mehr kann als mein letzter Schüler, aber ich muss zum größten Teil nur ganz einfache Dinge wie z.B. die Zeiten beim Verb unterrichten. Tja, nein. Soweit waren wir im Lehrbuch dann doch noch nicht. Jetzt dann also Partitiv. Höh.)

Und morgen dann wieder Ungarisch beim Kaffeetrinken mit meiner liebsten Ungarischlehrerinfreundin.

Sprachverwörrung delüxe! 🙂

Große Vorfreude

Hier herrscht grad große Vorfreude, in ca. zwei Stunden beginnt nämlich mein Türkisch-Kurs. Bedauerlicherweise ist mein kleines Schnickeldi, was ich mir speziell für den Türkisch-Kurs gegönnt habe, weil es nicht nur Vokabelhäfftheft ist, sondern auch eine Grammatikübersicht enthält, nicht mehr rechtzeitig eingetroffen, aber das macht nichts.

(Ich fürchte nur, dass ich mir diese erste Stunde wie üblich in VHS-Kursen rein theoretisch auch schenken könnte und statt hundertmal die Aussprache des türkischen „ι“ zu üben, in der gleichen Zeit auch lieber mal ordentlich Vokabeln lernen könnte. Wer einmal in einem Phonetikkurs war, für den ist das „ι“ wirklich nichts erstaunliches mehr. Sprechen Sie mal laut und deutlich ein „i“ aus, dann laut und deutlich ein „ü“, spüren Sie wo im Mund diese beiden Laute produziert werden und nehmen Sie etwa die Mitte dazwischen. Das Ganze klingt ein bisschen nach Stöhnen, etwas abgehackt, ist aber ein Laut des türkischen Alphabets. „ι“ 😉 )

Aber ach! Endlich wieder eine neue Sprache, ick freu mir ’n Loch in’n Bauch!