Sie fühlt sich komisch, so ungewohnt und komisch. Hin- und hergerissen. Auf andere Menschen wirkt sie wie immer, glücklich und gelassen, klar nach so einer Reise wäre das jeder. Sie schweigt, sie würde es gerne erklären, aber sie kann nicht. Seit ein paar Wochen fühlt sich nichts mehr an, wie es mal war. Eigentlich hatte sie ihr kleines, beschauliches Zuhause immer so sehr geliebt. Sie war eine Person, die im Alltag aufgeht, bei ihrer Arbeit und ihren Freunden. Zumindest hatte sie das geglaubt. Sie dachte immer, dass sie ein Mensch ist, der eigentlich nur zuhause so richtig entspannen kann. Jetzt fühlt sich dieses Zuhause fremd an, da Straßen leer und einsam, fast schon steril, die Gesichter der Menschen verkniffen, gleichgültig. Sie vermisst das Gewusel und Gewühl der Straßen, sie hört in den Ohren noch das Rauschen des Meeres.
In der Ferne hat sie furchtbares Heimweh gehabt und sich so sehr in ihre kleine geordnete Welt zurückgesehnt, der Lärm, die vielen Menschen und weit und breit kein Ort sich zurückzuziehen, nein, das ist nicht ihres. Spannend fand sie es, spannend und aufregend und irgendwie auch schön, die ganze Reise war ein einziges Abenteuer. Aber eben leider nunmal nicht ihre Welt, hat sie sich gedacht, und hat die Schönheit der pulsierenden, nie ruhenden Städte und die vollkommene Natur der türkisblauen Strände bewundert – und gleichzeitig die Tage bis zum Rückflug gezählt. Ein bisschen komisch, aber so ist sie manchmal. Aber dann passierte irgendetwas und sie weiß bis heute nicht, was. Als sie endlich angekommen ist in dem geliebten, ersehnten Zuhause, fühlt sie sich fremd, irgendwie nicht dazugehörig und möchte am liebsten wieder weg. Sie ist zuhause, gleichzeitig aber hat sie unstillbares Fernweh. In der Ferne Heimweh, im Heim Fernweh. Ist das nicht verrückt, fragt sie sich? Sie würde es gerne verstehen, aber sie versteht es nicht. Sie kann nicht mit und sie kann nicht ohne.
Was eine Reise alles verändern kann, denkt sie sich.