(Sorry, etwas spät, aber ich wollte jetzt doch noch über den zweiten Teil der Reise berichten!)
Unterwegs in Stockholm
Der nächste Tag war der anstrengendste, aber auch spannendste der Reise. Da die liebste Freundin und ich uns ernsthaft einbildeten, gleich alle fünf vom Reiseführer vorgeschlagenen Spaziergänge in Stockholm absolvieren zu müssen, sind wir mehr oder weniger den ganzen Tag nur gelaufen. Noch nie waren meine Füße so kaputt, aber noch nie hat es sich so sehr gelohnt, sich die Füße restlos kaputt zu laufen.
Da es Sonntag morgen war und wir uns dachte, dass es vielleicht netter wäre, durch Altstadt und Zentrum zu laufen, wenn die Geschäfte offen sind und man hemmungslos shoppen kann ein bisschen in die vielen süßen Lädchen hineinschnuppern kann, entschieden wir uns zunächst für zwei Spaziergänge in der Natur. Es war dann auch wunderschön und bei Weitem nicht so kalt wie in Göteborg, sondern wurde von Tag zu Tag etwas wärmer. Zunächst fuhren wir – nicht ohne geringfügige Schwierigkeiten die richtigen Bus- und U-Bahnverbindungen zu finden – nach Solna in den Norden Stockholms und spazierten durch den Hagaparken mit seinem von König Gustav III erbauten Schlössern SchlössCHEN! (Insider), Tempeln, Pavillons und seiner wunderschönen Natur.

Hier die bunt angemalten Kupferzelte, in denen der König beliebte seine Leibgarde unterzubringen. Warum es dazu im hohen Norden orientalischen Stil braucht, haben wir leider nicht herausfinden können.

Diese wunderschöne, typisch skandinavische Natur löste in mir häufig Deja-Vú-Erlebnisse aus, manchmal hätte ich fast denken können, ich wäre in Finnland. 😉

… und der Frühling liess sich dann doch auch noch kurz blicken.

Ich bin normalerweise nicht so dafür, meinen Urlaub auf Friedhöfen zu verbringen, aber die liebste Freundin überzeugte mich dann doch und so machten wir noch einen kurzen Abstecker über den nahegelegenen Friedhof, der wunderschöne, teilweise uralte Familiengräber beherbergte. Hier soll u.a. auch der Herr Nobel begraben sein, wir haben sein Grab aber dann doch nicht intensiver gesucht.

Der zweite Spaziergang – es war immer noch Vormittag und die Geschäfte geschlossen 😉 – führte uns zwar zurück ins Zentrum von Stockholm, jedoch ersteinmal durch Östermalm, das Viertel der reichen Stockholmer, vorbei an dieser wundervollen Hafenpromenande. Sie dürfen sich das folgende Bild ohne Autos und Verkehrsschilder noch ca. eine Viertelstunde Fußmarsch verlängert denken, leider reichen dafür meine Kamera und auch dieser Blog nicht aus. 😉 Ein Haus schöner als das andere!

… und über die Brücke zur Insel Djurgården, dem Stockholmer Naherholungsgebiet. Djurgården war mal – ganz unpompös 😉 – das Jagdrevier das Königs, dementsprechend lange (ca. zwei Stunden) dauert es auch, die Insel zu umrunden. Wir haben es nicht geschafft, ohne eine Mittagspause einzulegen.

Dafür gab es aber tolle Villen und kleine lustige Künstlerhäuschen und -cafés zu sehen.

Und dazwischen immer wieder Postkartenidylle, mitten in der Großstadt. Man stelle sich das mal vor.

Ein paar Leute wohnen auch auf Djurgården, neben den tollen Villen taucht man aber zwischendurch auch in Gässchen ein, in denen die Zeit vor etwa 100 Jahren stehengeblieben zu sein scheint.

Der nächste Spaziergang durch Södermalm fing nach einer kurzen Fahrt mit der Fähre in den südlicheren Teil Stockholms auf erhöhtem Posten an. Unten der Södermalstorg, der Markt von Södermalm, und rechts, leider nicht mehr im Bild, die Schleuse zwischen Ostsee und Malärsee „Slussen“.

Södermalm ist eigentlich ein Arbeiterviertel, es ist aber auch zentraler Punkt des Stockholmer Nachtlebens. Leider kann ich diese Information nicht persönlich bestätigen, wir haben in diesen vier Tagen soviel besichtigt, gemacht und gesehen und sind so viel gereist, dass wir ganz altmodisch und spiessig abends zwischen elf und zwölf ins Bett gefallen und morgens zwischen acht Uhr und halb neun wieder aufgestanden sind. Feiern war beim besten Willen nicht mehr drin, das ist dann wohl der Anfang vom Ende. 😉

Auch hier wieder das erstaunliche, was mich so sehr an Stockholm fasziniert hat: Man läuft durch die Großstadt, durch – doch immerhin sehr schmucke, alte – Häuserschluchten und plötzlich biegt man nur einmal in eine kleine Straße ab und befindet sich in einer ganz anderen Zeit, in einer anderen Welt.

Nach diesem Spaziergang waren meine Füße endgültig am Ende und ich drängte darauf, zurück ins Hostel zu fahren und wenigstens ein paar Pflaster zu holen. Ich war da sehr froh über meinen Schwedisch-Sprachführer, den ich vor Abfahrt noch gekauft hatte, denn ich hätte nicht mehr gewusst, was auf Englisch „(Wund-)Blase“ und „Pflaster“ heisst, also stammelte sagte ich an der Rezeption des Hostels meinen auswendig gelernten Satz, der die wichtigen Wörter „Blåsa“ und „Plasta“ enthielt auf und erhielt das Gewünschte. Mein Schwedisch ist nur sehr rudimentär, aber für solche Dinge reichte es dann doch, auch wenn ich zuweilen im Laden es zwar schaffte, meinen Wunsch auf Schwedisch vorzutragen, bei Nachfragen aber doch wieder um eine Übersetzung bitten musste. 😆 😉
Nach einer kurzen Pause sind wir dann doch noch einmal los in die Gamla Stan, die Altstadt, schliesslich war es noch früh, wir wollten noch abendessen und die hereinbrechende Dunkelheit versprach eine ganz besondere Atmosphäre. „Gamla“ ist übrigens ein schönes Beispiel, wie sich Bedeutungen von Wörtern verändern können: Es ist etymologisch verwandt mit dem deutschen Wort „gammelig“, wird aber im Schwedischen ganz normal und allgemein als Wort für „alt“ gebraucht. Die abwertende Bedeutung von „gammelig“ im Deutschen hat sich einfach im Verlauf der Zeit durch die verschiedene Entwicklung der beiden Sprachen ergeben.

Und eine wunderschöne Atmosphäre war es dann auch wirklich! Gamla Stan liegt wiederum auf einer eigenen Insel zwischen Norden und Süden der Stadt und ist die entzückendste Altstadt, die ich seit langem gehsen habe. Es ist wieder so eine Welt für sich und durch die mittelalterlich anmütenden Häuser und kleinen Gässchen auch wieder mit ganz eigenem Flair, ganz anders als die anderen Viertel.

Der Stortorget, der Marktplatz …

… und die Stockholmer Börse am Stortorget. Am Marktplatz haben wir dann auch in einem der kleinen Lokals ganz ganz hervorragenden Lachs mit Spargelrisotto und Avocadosalat gegessen, genau das richtige für den letzten Abend in Schweden!

Am nächsten Morgen, mit zumindest etwas erholten Füßen machten wir uns früh auf auf einen letzten Spaziergang durch einen anderen Teil von Södermalm. Zurück ging es auf dem Monteliusvägen eine ganze Zeit lang direkt am Wasser entlang mit wiederum fantastischen Blick auf den nördlichen Teil Stockholms und die Altstadt.

Wir konnten es dann doch nicht lassen, noch einmal kurz bei Tageslicht einen Blick in die Altstadt, das Parlament (oben) und das Schloss zu werfen. Außerdem hatte die liebste Freundin ja immer noch kein Mitbringsel aus Schweden für sich gefunden, während ich schon fleissig Bücher, schwedisch Lebensmittel und Musik geshoppt hatte. 😉

Bevor die liebste Freundin am frühen Nachmittag zum Flughafen musste, streiften wir dann doch noch etwas durch den nördlichen Teil Stockholms, den wir bis dahin fast komplett ausgelassen hatten und hatten die brilliante Idee, doch noch einmal zu den am Vortag geschlossenen Markthallen zu gehen. Es hat sich gelohnt, inklusive eines leckeren, wirklich letzten schwedischen Mittagessens.



Rentiersalami und so. 😉

Auf dem Rückweg zum Bahnhof, von wo aus der Bus zum Flughafen geht, noch ein letzter Blick auf den Hafen, hier eine der zentralen Anlegestellen für Fähren und Touristenboote. Und dann mit schwerem Herzen zum Flughafen…
Das war’s mit Schweden. Nein fast. Einen hab ich noch. Den gibt’s später. So schön war es und wir hatten so viel Glück mit dem Wetter. Don Jefe hat mich Dienstag in der Arbeit gefragt, warum ich nicht länger geblieben bin und ich konnte ihm keine Antwort darauf geben. Aber ich komme wieder, ganz bestimmt. Und zwar dann, wenn es auch wirklich Sommer ist und alles grünt und blüht.

Alle diese Photos und noch ein paar Lieblingsbilder mehr, die hier nicht mehr hineingepasst haben, gibt es bei Flickr zu sehen.