Von vergangenen Zeiten

Ich bin wieder in Helsinki. Vier Jahre nach dem letzten Besuch, zehn Jahre nachdem ich hier mal vier Monate wohnte. Ich habe mich gefreut, Finnland, Seelenheimat, Zeit zum Auftanken und gerade an Mittsommer. Ich fand diese weißen Nächte immer so großartig, Licht, mehr brauchte ich nie zum Auftanken. 

Und jetzt? Ich komme in meine Stadt und alles ist so fremd geworden, so klein, eine Spur zu klein. Oder bin ich es, die eine Spur zu groß geworden ist, erwachsen geworden ist? Ich mag die Stadt, immer noch, vor allem das Meer. Aber der Zauber ist verflogen, der immer für mich über Helsinki lag. War es der Zauber des Entdeckens, des die Welt-Eroberns, des Zum-ersten-Mal-ganz-auf-sich-alleine-gestellt-Seins? Damals war ich 23, jetzt bin ich 33. Gerade heute sagte ich zu einer Freundin, die ich wiedergetroffen habe – und das war wirklich toll!! – , dass ich froh bin, nicht mehr Anfang 20 zu sein. All diese Unsicherheit, all diese Unerfahrenheit. Vielleicht aber gehört zur Erfahrung auch dazu, dass Dinge ihren Zauber verlören, den Zauber der Unsicherheit und Unbedarftheit, vielleicht sogar ein wenig Zauber des Für-den-Moment-Lebens? 
Ich sitze am Meer und ich höre die Wellen und ich höre in mich hinein. Es ist noch nicht einmal Wehmut da, es ist okay so wie es ist. Es ist einfach nur ein Gefühl des Fremd-Seins in „meiner“ Stadt. 

Und dann höre ich nochmal und höre, noch ganz zart und fein und leise, ein Gefühl des Wissens, wo ich hingehöre. 

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