Chef – Deutsch, Deutsch – Chef

Wenn ich für meinen Chef Dokumente ablege, dann steht rechts oben auf dem Dokument nicht, in welchen Ordner das Dokument gehört, sondern in welchen „File„.

Wenn ich für meine Chef eine Kontenübersicht mache, dann ist das keine Kontenübersicht, sondern ein „Dispo Sheet.“

Wenn ich die Ordner für Personalangelegenheiten und Recruiting holen will, dann suche ich nach „Personnel“ auf dem Ordnerrücken.

Und so weiter.

Sorgt zwar bisweilen für Erheiterung bei Frau Ansku, wie affektiert diese Geschäftssprache doch sein kann selbst wenn man nur zu zweit und keine englischsprachige Person im Büro angestellt ist, gelegentlich auch für aufgerollte Zehennägel vor lauter Schaudern in meinem kleinen Sprachwissenschaftler- und Sprachpuristenherz über soviel Kauderwelsch-Denglish, aber bisher noch alles verständlich.

Letzte Woche aber wollte ich die Filter des Wasserentkalkers wechseln und suchte verzweifelt nach den Ersatzfiltern. Nicht zu finden. Chef an dem Tag gerade out of office, also fragte ich beim nächsten Telefonat nach, wo denn die Wasserfilter sind.

Chef: „Na, die sind doch da im Zimmer auf dem Highboard. Ich hab sie doch neulich erst dahin gestellt!“

Frau Ansku: „Oh. Hätte ich die sehen müssen? Und was in aller Welt ist ein Highboard? Ach ja, gut, dann such ich die dort. Wunderbar, danke Chef. Einen schönen Tag noch Chef.“ 🙂

Frau Ansku legt das Telefon auf und überlegt fieberhaft, was denn nun ein Highboard sein könnte und wo in unserem Büro sich ein solches befindet. Schließlich kommt sie zu dem Schluss, dass ein Highboard ein relativ hohes Regal sein muss, vielleicht sogar etwas ähnlich wie ein Sekretär oder ein Stehpult? Auf alle Fälle wohl ziemlich edel, wenn es schon Highboard heißt. In meinm Zimmer steht sowas sicherlich nicht, da steht nur ein billiges Regal mit Büromaterial. Also begibt sich Frau Ansku auf die Suche in das Büro des Chefs, durchkämmt dort sämtliche Regale und findet tatsächlich ein ziemlich hohes, fast schon sekretärähnliches Ding. Aber auch hier keine Wasserfilter.

Letzten Freitag dann, der Chef ist wieder da und erkundigt sich nach den Wasserfilter. Frau Ansku gesteht kleinlaut, dass sie sie nicht gefunden hat.

Chef (leicht genervt): „Aber die müssen doch da sein, in dem Highboard!“ dreht sich um und geht gezielten Schrittes in Frau Anskus Büro, verschwindet hinter der Tür in der Ecke…

Ach so, in dem ollen Billy-Regal für Bürokrams sind die Wasserfilter!!

😆

12 Kommentare zu „Chef – Deutsch, Deutsch – Chef“

  1. Das schlimme ist ja, dass man wirklich viele Einträge mit so einem Regal bei Google findet, wenn man nach dem Wort sucht. Da ich als Übersetzung nur Sprungturm kenne, wäre ich aber auch überfordert gewesen 🙂

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  2. unglaublich. erinnerte mich an den direkten vorgesetzen des gatten, der scheint ähnlich. der „committed“ sich nämlich beispielsweise auf irgendwas. auch wenns ein amerikanisches unternehmen ist – dämlich. also find ich jetzt 😉

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  3. Das Lustige finde ich auch, dass Bewerbungen bei uns abgelegt werden in „active“ und „abgesagt“. 😀

    Marlies, was für ein Sprungturm, so einer beim Turmspringen?? Ich hab das Wort wirklich noch nie gehört,

    Tonni, ich finds genauso dämlich. Wir haben natürlich zum Teil mit englischsprachigen Unternehmen zu tun, dann ist es klar, dass man Englisch benutzt und bestimmte Begriffe gibt es natürlich auch nur auf englisch. Offiziell ist bei uns auch Geschäftssprache englisch – wenn denn jemand mit Englisch als Muttersprache hier angestellt wäre! Momentan sind nur der Chef und ich dort und ich verstehe durchaus auch den Satz „Bitte ablegen in Ordner xy“.

    Mama Fuzzy, wasn das? 😀

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  4. First in First out – eine der feinen Abkürzungen, die Thomas‘ Chef gerne benutzt: Was zuletzt reinkommt, gehört ganz hinten in’s Regal, altes nach vorne (ob das auch bei Möbeln so zwingend nötig ist, nun ja…)

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  5. Ja, das liesse sich einrichten. Bin aber erst ab halb neun zu Hause. So, aber jetzt husch husch, ab ins Körbchen. Gute Nacht!

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