Samstag, 03.03.: Ich bin auf einem Klassentreffen mit den alten Schulkameraden, die Stimmung ist ausgelassen und noch feuchter als fröhlicher. Ich sitze inmitten der feiernden Menge mit meinem Glas Weißwein und nippe daran. Nein, ich versuche daran zu nippen, denn jedes Mal wenn ich das Glas zum Mund führe, kommt der Hund (eine Dogge???) meines Klassenkameraden und will seine feuchte, sabbernde Schnauze ins Glas hängen. Wohlgemerkt, ich habe diesen Hund einmal in meinem Leben gesehen, auf der 30. Geburtstagsparty der Zwillinge vor fünf Jahren in einem verlassenen Kaff in der Oberpfalz. Ich reiße den Arm mit dem Glas hoch, mache die unmöglichsten Verrenkungen, versuche den Hund abzuwehren und zu verscheuchen, aber sobald ich auch nur den Gedanken habe, das Glas zum Mund zu führen, ist die Schnauze wieder da. Also heute kein Weißwein für mich.
05.03.: Ich hab Urlaub, endlich! Lange herbeigesehnt und so sehr verdient. Ich bin in Griechenland, ein Super-Angebot eines Reiseveranstalters, die Fotos im Hochglanzkatalog vom allerfeinsten. Blaues Meer, Sonne, weißer Strand, es ist so schön. Die Realität sieht… anders aus. In Griechenland auf einer Insel mitten im tiefblauen Meer schneit es. Es schneit sogar so sehr, dass man kaum das Hotel verlassen kann, geschweige denn möchte. Dennoch kommt ein Mann und versucht immer wieder, ausdauernd und anhaltend, mich auf ein Schiff zu ziehen und mich zu einer Kreuzfahrt zu überreden. Dazu muss man wissen: Ich würde niemals in meinem Leben, nein, ich WERDE niemals in meinem Leben ein Kreuzfahrtschiff besteigen. Mich reizt zwar durchaus der Gedanke, an mehreren Orten anzulegen und innerhalb einer recht kurzen Zeit verschiedene Orte zu sehen, aber dann gibt es doch einige gewichtige Punkte die gegen eine Kreuzfahrt sprechen:
1. Kreuzfahrtschiffe saufen gelegentlich ab und die Überlebenschancen beim Absaufen sind recht gering.
2. Kreuzfahrtschiffe sind laut, ich möchte aber im Urlaub auch die Möglichkeit haben, Ruhe zu finden. Und wie ich neulich gelernt habe, sind sie zudem Dreckschleudern.
3. Kreuzfahrtschiffe saufen gelegentlich ab und die Überlebenschancen beim Absaufen sind recht gering.
4. Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch und brauche – nur für den Kopf – die Möglichkeit aus einer Situation zu fliehen. Das berühmte Hintertürchen. Daher sind längere Aufenthalte in Räumen, aufgrund deren geographischer Lage – Höhe, Abgeschlossenheit, Ort, Luft, Wasser – das Entkommen nur schwer ist, für mich sehr schwer auszuhalten. Eine Fahrt in einem Aufzug z.B. ist nach Möglichkeit zu umgehen und Treppen steigen ist sowieso gesund, eine mehrstündige Flugreise ist gerade noch erträglich, zwei Wochen in einer schwimmenden Büchse und etliche tausend Kilometer drum herum nur Wasser wären dagegen eine ziemliche Zumutung und ich vermutlich danach reif für die Klapsmühle.
5. Kreuzfahrtschiffe saufen gelegentlich ab und die Überlebenschancen ….
tbc.
Sie sehen, keine Kreuzfahrt für mich. Und während ich da so mit Pudelmütze und Schal im eisigen Griechenland stand, der Kreuzfahrt-Typ an meinem Arm zerrte und auf mich einquasselte doch endlich seinen Kahn zu betreten (NEIN!), tauchte plötzlich neben mir eine zweite Person auf und erklärte mir, ich solle doch nicht immer so große Erwartungen an den „perfekten“ Urlaub haben, ein bisschen Flexibilität sei geboten. Weg mit den starren Vorstellungen von Postkartenmotiven und Hochglanz-Katalogen! Und außerdem, Urlaub ist schließlich, was DU draus machst! Ein Buch im eingeschneiten griechischen Hotelzimmer zu lesen kann doch mindestens genau so schön sein wie ein Buch im eingeschneiten Hotelzimmer in den Alpen zu lesen, auf alle Fälle ist es dort oder dort sehr gemöterlisch und entspannend! Und Entspannung, hey! Das wolltest Du doch, Ansku!
Der Schiffstyp lässt endlich meinen Arm los, ich starre diesen Hobby-Psychologen an, der da grad ins Bild gehupft ist und denke kurz darüber nach, ob alle Griechen jetzt bekloppt geworden sind (falls Griechen hier mitlesen: Natürlich nicht!!!), drehe mich dann wortlos um und gehe in mein eingeschneites Hotelzimmer zu meiner Lektüre.
Traumdeuter hier?
(Ansonsten sah die griechische Insel so mit Puderzucker-Decke ja doch recht hübsch aus, griechische Inseln sind ja recht bergig und das sah ein bisschen aus wie ein bezuckerter Guglhupf, echt hübsch. Falls also jemand auf Schnee im Sommer steht…)