Tagebuchbloggen 5. Juli

Frau Brüllen fragt: „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“ und hat den 5. eines jeden Monats zum Tagebuchblogging-Tag ausgerufen. Mir hat es schon damals während der Projektwoche großen Spass gemacht, also möchte ich auch heute wieder von dem täglichen Chaos im Hause Ansku und den dazugehörigen Belanglosigkeiten berichten. ;)

Der Wecker klingelt um 7.30 Uhr. Gestern ist es mal wieder etwas später geworden, weil heute die erste und letzte schriftliche Prüfung dieses Semesters am Start ist. Und ich natürlich mal wieder zu spät angefangen habe, zu lernen. Ich quäle mich also aus dem Bett, trinke Kaffee – und bleibe ersteinmal vor dem PC hängen, wo der Tod des GoogleReader mir sämtliche Blogs und Feeds geraubt hat. Ich hatte sie eigentlich vor ein paar Wochen in einen anderen Dienst importiert, aber dennoch, alles weg. Also lege ich sämtlich Lieblingsblogs neu im Feedreader an, die Möglichkeit, dass man die Daten von Google exportieren kann, fällt mir natürlich erst danach auf… Immerhin, darüber vergeht eine Stunde. Ich erwähnte mal, dass Unvernunft mein zweiter Vorname ist, ja??

Es ist 9 Uhr! Noch 4 Stunden bis zur Klausur, jetzt muss ich mich ranhalten. Trotz der knappen Zeit, und obwohl ich mich gestern eigentlich entschieden hatte, einfach nur nochmal die Texte durchzugehen, fange ich nun doch noch an, die wichtigsten Inhalte, Begriffe und Texte des Lernstoffes schriftlich zusammenzufassen, um diese dann kompakt und übersichtlich lernen zu können. Haha… Es geht doch nichts über eine gute Vorprüfungs-Panik. Irgendwann gegen 10.30 Uhr fällt mir ein, dass ich ja noch gar nichts gefrühstückt habe und ich schiebe mir zwischen einem Klogang und einem zu erledigenden Anruf schnell die Reste des gestrigen Pausenbrotes zwischen die Kiemen. 😉 Weiter im Text. Immerhin liege ich zur Textzusammenfassung gemütlich im Bett, mein liebster Lieblingslernort und meistens funktioniert das auch ganz hervorragend. Probieren Sie es ruhig mal aus!

11.23 Uhr: Ich stelle fest, dass ich nicht mehr alles so schaffe, wie ich es wollte. Ein Text wird wohl leider ungelesen und unzusammengefasst bleiben, Mut zur Lücke! Um 11.30 Uhr packe ich flugs meine Materialien zusammen, ziehe mir selber etwas an *hust* und mache mich abflugbereit. Mit dem festen Vorsatz, den Stoff auf der fast einstündigen Fahrt zur Uni in mein Hirn zu prügeln nochmals sorgsam durchzugehen. Sie erinnern sich? Kompakt und kurz und so?

11. 45 Uhr: Ich bin abflugbereit, immerhin rechtzeitig und mit ausreichend Puffer. Genügend Zeit also, in der S-Bahn nochmal zu lernen. Meine Arbeitsmoral, seufz…

11.46 Uhr: Beim Runtergehenrennen höre ich ein komisches Geräusch und renne sofort wieder hoch, weil ich denke, es ist irgendetwas mit dem Opa passiert. Aber beim Spähen durch die Tür merke ich, das alles in Ordnung ist, er ist gerade aufgestanden, seine Zeit, alles ganz normal. 😉 Ich renne also wieder zu meinem Fahrrad und bemerke im Fahrradkorb einen komischen Plastikbeutel. Ich erschrecke tierisch, weil es sich bei dem Inhalt des Beutels um das Obst handelt, welches meine Eltern mir am Mittwoch (!) mitgegeben haben. Scheinbar habe ich den Beutel zwei Tage lang im Fahrradkorb draussen vergessen. Der größte Teil der Früchte scheint dies zwar unbeschadet überstanden zu haben, aber ich kann mich jetzt nicht darum kümmern. Wieder renne ich hoch und bringen das Obst, sowie die Turnschuhe, die ich gestern nach dem Joggen vor der Haustür gelassen habe in mein Zimmer. Jetzt aber schnell!

11.57 Uhr: Sitze in der U-Bahn. Mein banges Prüfungsherz empfiehlt mir, doch noch einmal den ausgelassenen Text zu überfliegen, lang ist er ja nicht, aber so recht kann ich mich nicht konzentrieren. Bis ich das allerdings gemerkt habe, ist die halbe Fahrt schon vorbei. Sehr zum Leid der „kurz und kompakt“-Notizen.

12.35 Uhr: Ich treffe an der Uni ein und hoffe keinem bekannten Gesicht über den Weg zu laufen, um mich in den verbleibenden 25 Minuten den „Kurz und kompakt“-Notizen widmen zu können, aber natürlich klappt das nicht, schließlich schreibt heute nicht nur mein Kurs sondern das komplette Semester Klausur. Ein Kommilitone winkt mir schon von weitem und als ich frage: „Na, wie isses?“, antwortete er: „Ich möchte k*tzen.“ Ich erkläre ihm, dass das keine Antwort auf meine Frage ist, aber dass ich daraus schließe, dass er ähnlich gut vorbereitet ist wie ich. Oh yeah. Er hat dann auch größtes Verständnis dafür, dass ich mich noch kurz meinen „kurz und kompakt“-Notizen widmen möchte, er möchte das nämlich auch, wenn er seine Zigarette aufgeraucht hat.

12.50 Uhr: Nachdem ich die „kurz und kompakt“-Notizen einmal aufmerksam durchgearbeitet habe, opfere ich einen zweiten Durchlauf zugunsten eines Toilettenganges. Bei zwei Stunden durchaus angebracht.

13.05 Uhr: Das Verteilen der Prüfungsbögen an ca. 100 Studenten, die aus fünf verschiedenen Kursen fünf verschiedene Prüfungen schreiben, dauert eine halbe Ewigkeit. Bisher war ich verhältnismäßig gelassen, aber SOWAS macht mich nervös…

13.10 Uhr: Wir dürfen anfangen.

(???): Ich wüsste gerne, wie viel Zeit ich noch habe, aber die beaufsichtigenden Dozenten haben angekündigt, dass sie nur die letzten 30 Minuten und die letzten 5 Minuten ansagen. Gnah. Nun ja, ich bin schon durch mit der Hälfte und das Zeichen für die letzten 30 Minuten kam noch nicht. Also scheinbar alles gut. Die Fragen sind recht leicht und offen gestellt, man kann also sehr viel erzählen und schwafeln. Das ist zwar – abgesehen von diesem Blog 😉 – nicht wirklich meine Stärke, aber es gelingt mir heute ganz gut. Ich bringe immerhin 7,5 Seiten geballtes Wissen zu Blatt.

14.40 Uhr: Ich bin gerade fertig mit dem Korrekturlesen meiner Ausführungen, also die Ansage ertönt, dass nur noch 30 Minuten verbleiben. Dennoch fällt mir auf, dass ich eine Kleinigkeit vergessen habe und ich überlege fieberhaft, wo und wie ich das noch auf den vollgeschriebenen Blättern unterbringen soll. Für einen kleinen, tendenziell eher unwichtigen Absatz will ich kein neues Blatt anfangen. Schließlich quetsche ich doch noch einen kurzen, prägnanten Satz unter die Frage.

ca. 14.50 Uhr: Ich wäre eigentlich fertig und könnte jetzt abgeben und gehen, nur leider haben die beaufsichtigenden Dozenten angekündigt, dass keiner vor Prüfungsende den Saal verlassen darf. Was eher unüblich und für mich obendrein noch besonders ärgerlich ist, weil ich um 15.00 Uhr einen Termin mit einem Jugendlichen für das Leseprojekt habe. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Prüfung erstens statt 90 Minuten 120 Minuten dauert und dass zweitens man nicht vorzeitig den Raum verlassen darf. Festsitzen in einer Prüfung, obwohl man eigentlich an ganz anderen Baustellen gebraucht würde, das muss mir mal einer nachmachen…

15.12 Uhr: Endlich ist die Prüfungszeit vorbei und ich stürze aus dem Raum und suche in der Aula „meinen“ Jugendlichen. Doch da sind nur aufgeregt schnatternde Studenten, mein Jugendlicher ist nirgends zu sehen. Etwas enttäuscht warte ich in der Aula am vereinbarten Treffpunkt und rede zwischen durch hier zwei Sätze mit Kommilitonen, dort zwei Sätze mit einer Freundin. Währenddessen ist es fast 15.30 Uhr und immer noch keine Spur von meinem Jugendlichen. Ich suche die Lieblingsdozentin respektive Leiterin unseres Projektes, die eigentlich gerade ein Gespräch führt, und irgendwie schaffen wir es, gleichzeitig einen anderen Jugendlichen vor dem Raum zum Warten zu platzieren, das Telefon zu holen und „meinen“ Jugendlichen anzurufen. Ich mache es kurz: Er verspätete sich um glatte 40 Minuten.

15.45 Uhr: Ich bin müde, noch völlig geflashed von der Prüfung und mein Magen hängt mindestens unterhalb meiner Kniekehlen. Ich hätte jetzt eigenlich gerne eine Pause, aber nun ist der junge Herr immerhin da und wir führen irgendwie unseren Mentoratstermin durch. Kleiner Trick meinerseits: Ich habe ihm erstmal für 15 Minuten eine schriftliche Aufgabe gegeben. Bildungsmaßnahme und so. Und für mich Zeit zum Durchschnaufen und Sortieren. 😉

16.45 Uhr: Feierabend! Wochenende! Und zwar endlich mal wieder eines ohne Lernen.

16.50 Uhr: Ich bringe noch kurz der Lieblingsdozentin, die nun in der zweiten Besprechung weilt, ein Buch zurück und bespreche mit ihr irgendwie zwischen Tür und Angel das weitere Vorgehen. Dann endlich verlasse ich die Uni. Draussen scheint die Sonne.

17.30 Uhr: Ich musste leider leider auf dem Heimweg erstmal dringend etwas essen und ausserdem musste ich leider leider leider die neue LECKER Bakery und ein Mini-Gugl-Set kaufen. Ich kann da wirklich nichts für… Meine Twitter-Blog-Back-Mami-Timeline hat mich dazu gebracht.

18.30 Uhr: Endlich zuhause, ich will mich eigentlich nur kurz ins Bett legen und etwas abschalten bis…

19.30 Uhr: … ich aus einem komatösen Tiefschlaf wieder aufwache. Nun ja, Schlafrhythmus zählt derzeit nicht so zu meinen Stärken.

20.00 Uhr: Ich mache mir noch eine Kleinigkeit zu essen. Bei facebook lese ich wie die Hälfte meiner Kommilitonen das Ende der (kurzen) Prüfungszeit im Biergarten oder auf dem Tollwood feiert. Sowas wäre durchaus jetzt nett, aber ich bin grad beim besten Willen nicht mehr dazu in der Lage.

21.15 Uhr: Ich breche doch nochmal zu einem kurzen Spaziergang um den Block auf, solche Sommerabende darf man einfach nicht gänzlich ungenutzt lassen. Bis ich aber dann zurückkomme, ist es nach 22.00 Uhr und ich staune immer wieder, wie es um 22.00 Uhr noch (ein wenig) hell sein kann. Ich meine, das ist kein Vergleich zu Finnland, aber immerhin schonmal ein Anfang. 😉 Für mich sind diese hellen Nächte die schönsten Tage im Jahr. Der Rest des Abends verläuft dann eher langweilig vor dem Fernseher und im Bett. Ich rede mir ein, dass das in meinem Alter durchaus gerechtfertigt ist, kchichihi… „Leider“ bleibe ich dann doch wieder an einem spannenden Buch hängen, so dass es schon der 6. Juli ist, als ich endlich einschlafe.

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