Vor einem Jahr

Meine Mutter hatte mir früher schon öfters erzählt, dass sie ihren 27. Geburtstag als einen der schlimmsten ever in Erinnerung behalten hat. Sie fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben richtig alt und dachte, das war’s jetzt. Warum gerade die 27 die ersten Altersdepressionen bei ihr ausgelöst hat, wissen wir bis heute nicht, aber es war wohl so. Gottseidank war laut ihrer Erzählung dieser Geburtstag aber der einzige, der sich so furchtbar anfühlte und an ihrem 28. Geburtstag fühlte sie sich wieder ganz prächtig.

Vor einem Jahr Mitte Januar wurde ich 27 Jahre alt und – self fulfilling prophecy oder nicht sei dahingestellt – ich fühlte mich alt und grauenhaft und einfach nur grauenhaft alt. Das Studium, dass ich so geliebt hatte, war seit knapp einem Jahr vorbei und auch ein Jahr danach fühlte sich alles leer und stagniert und sinnlos an. Ich musste an jenem Tag bei Don Jefe arbeiten, – das alleine schon reichte – und es war der erste Geburtstag überhaupt an dem ich ganz normal arbeiten musste. Ich bekam zwar interessanterweise ein Geschenk von Don Jefe – er überreichte mir ganz stolz mit den Worten „Wir alten Lateiner“ ein Buch über die Geschichte der Antike – aber im Laufe des Tages kehrte der ganz normale stressige Arbeitsalltag wieder ein und Don Jefe war hier unzufrieden und dort hatte ich irgendetwas nicht erledigt und jenes hatte ich auch vergessen, ich unfähiges Ding, ich. Irgendwann nachmittags verliess ich das Büro und fühlte mich nur noch müde, erschlagen, k.o. und fragte mich wieder und wieder, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Zuhause schlief ich sofort nach dem Geschenke auspacken auf dem Sofa ein und zum Feiern hatte ich eigentlich auch keine Lust, weil mir beim besten Willen nichts einfiel, was es zu Feiern gab. Außer einem Job, der mir keinen Spass machte (und außer natürlich meiner Familie und meine wunderbaren Freunde), besass ich nichts und hatte keine Ahnung, wie es nun weitergehen sollte und in welche Richtung.

Ein Jahr ist das nun her. Letzten Freitag wurde ich 28 Jahre alt und es war ein wunderbarer, ganz phantastischer Geburtstag, der damit anfing, dass ich mir in der Arbeit freigenommen hatte und mit der liebsten Ungarischlehrerin/-freundin ganz gemütlich brunchen gegangen bin. Mittags bekam ich Essen, einen zuckersüßen Geburtstagskuchen (Foto folgt) und Geschenke bei meinen Eltern und abends kamen eine ganze Menge wunderbarer Menschen, um mit mir diesen Tag zu feiern. Neue und alte Freunde, Männer und Frauen, Alt-Komilitonen und Neu-Komilitonen. Es wurde unglaublich leckeres Essen mitgebracht, ich habe viele liebevoll ausgewählte Geschenke bekommen und ich habe so viele unglaublich liebe Worte gehört und gelesen, dass mir ganz schwindelig wurde und ich mich sehr beschenkt und sehr sehr reich fühlte. Es wurde ein wunderschöner, ganz gemütlicher Abend mit vielen netten Gesprächen und vielen neuen Bekanntschaften (der Gäste untereinander), an dessen Ende ich gar nicht glauben konnte, dass es das nun schon gewesen sein soll.

Es war wunderschön. Nicht spektakulär, aber wunderschön.

Ein Jahr. Und so viel passiert.

3 Kommentare zu „Vor einem Jahr“

  1. Oh, Herzlichen Glückwunsch nachträglich! Ich wünsche Ihnen, daß es genau so toll weitergeht, wie es angefangen hat! Alles Gute und liebe Grüße

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  2. Oh, verdammich, hab ich es schon wieder verpennt. Mist.

    Nachträglich noch alles Liebe und Gute und einen Drücker aus der Ferne.

    die Kingsizefairy – der seltene Gast 🙂

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  3. Liebste Frau Kingsizefairy, gerade bei selten Gästen freuen mich solche lieben Worte ganz besonders. Nächstes Jahr werde ich extra für Sie eine große Ankündigung schreiben. Reicht drei Tage vorher? 😉

    Vielen lieben Dank!

    Wordworxx: Vielen lieben Dank für die netten Worte und die guten Wünsche! Ich freu mich auch nachträglich immer noch sehr. (Ich versuche ja jedes Jahr wieder, meinen Geburtstag auf eine ganze Woche auszuweiten, aber so richtig klappt das nie.) 😉

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