Lustiges und Kurioses aus der bunten Welt der Sprache – Sonntagsrätsel, die Auflösung

Ich schulde Ihnen noch die Auflösung zum Sonntagsrätsel. Gleichzeitig möchte ich mich damit für die vielen phantastischen Beiträge bedanken, ich habe jeden einzelnen mit großer Freude gelesen und Sie waren wirklich sehr kreativ. 😉 Toll!

Hier sind nun die „Auflösungen“, wobei das natürlich längst nicht alles ist und außerdem finde ich auch einige diese Begriffe höchst merkwürdig. Oder kann mir jemand erklären, was ein Dorffrühling anderes sein soll als ein Frühling auf dem Dorf? 😉 Aber sehen Sie selbst:

chch: Fachchinesisch, Suchchiffre

chsch: Dachschindel, Fachschule

chtch: Fluchtchance, Früchtchen, Suchtchaos

chtdsch: Frachtdschunke, Feuchtdschungel

chtsch: Frachtschiff, fruichtschale, Knechtschaft

chtschr: Leuchtschrift, Lichtschranke, Rechtschreibung

ckschn: Dreckschnauze, Lackschnalle, Schnickschnack

cktschn: Nacktschnecke

ngsgn: Überzeugungsgnostiker, Ablagerungsgneis

nschschn: Panschschnaps, Punschschnuppern

nzn: ganznächtlich, Tanznummer

pfpf: Dampfpfeife, Kampfpfeil, Sumpfpfeffer

rchschr: Durchschrift, Kichschrifttum

rffr: Dorffrühling, Schorffragment, Wegwerffraß

rschschr: Marschschritt, Pirschschrei

schdsch: Buschdschungel, Plüschdschungel

schsch: Froschschenkel, Mischschale, Waschschüssel

sdn: Dresdner

tschf: Patschfüßchen, Putschführer

tschfr: deutschfreundlich, Kitschfrisur

tschh: Klatschhenne, Patschhändchen

tschst: Kutschsteuer, Lutschstange

tschtsch: Deutschtscheche

tztz: Besetztzeichen, Jetztzeit

Allerdings gibt es bei den meisten dieser Wörter einen kleinen Haken. Erstens überschreiten viele der Konsonanten eine Wortgrenze, fast alle aber eine Silbengrenze. Darum soll es heute hier mal um die Silbe gehen. In der Phonetik und Phonologie erforscht man neben dem Lautinventar einer Sprache meist auch ziemlich intensiv die Silbenstruktur. Auch die Silbenstruktur kann ziemlich typisch für eine Sprache sein. Die Silbe hat einen Kern, das ist immer ein Vokal,  und einen Silbenrand, das sind die Konsonanten davor und dahinter. Ist der Silbenkern von zwei Konsonanten eingeschlossen, spricht man von einer geschlossenen Silbe, zum Beispiel bei Tan-ken. Ist die Silbe aber hinten offen, also der zweite Konsonanten fehlt, spricht man von einer offenen Silbe, beispielsweise in Pa-te.

Typisch für eine Sprache sind u.a. oftmals auch die Silbenstrukturen, die sie erlaubt, ob sie viele Ansammlungen von Konsonanten erlaubt oder eher Vokale. Wikipedia z.B. schreibt (ausnahmsweise ganz vernünftig) dazu:

Manche Sprachen (z. B. Deutsch) erlauben in unbetonten Silben auch sonore Konsonanten wie Nasale oder Liquiden als Silbengipfel. [Anm.: „Sonore Konsonanten“ sind Konsonanten wie l,r,m,n, die fast schon wie Vokale eine eigene Sonorität haben und somit einen eigenen Silbenkern bilden können, wie z.B. in „Matten“, phonetisch: [mat-n̩]. ] Andere Sprachen, z. B. Tschechisch, erlauben auch in betonten Silben bestimmte Konsonanten als Silbengipfel, z. B. Strč prst skrz krk „Steck den Finger durch den Hals“. Diese Aspekte werden in der Linguistik als Silbenbeschränkungen aufgefasst.

Die möglichen Silbenstrukturen werden dann aufgelistet, zusätzlich kann man auch noch erforschen, welche Laute an welcher Stelle in den Silben bevorzugt oder besonders selten oder gar nicht vorkommen. Ziemliche Fieselarbeit. 😉

Deutsch z.B. erlaubt – hier erstmal nur für einsilbige Wörter aufgelistet – folgende Silbenstrukturen (K ist Konsonant, V ist Vokal, Diphtonge zählen als ein Vokal):

V: Ei

KV: Du

KKV: froh [fro:]

KKKV: Streu

VK: an

KVK: Ball

KKVK:  Klang

KKKVK: Strahl

VKK: Ast

KVKK: Mist

KKVKK: Brust

KKKVKK: Strand

VKKK: Obst

KVKKK: Markt

KKVKKK: Schwulst

VKKKK: Ernst

KVKKKK: Herbst

Einige Sprachen wie z.B. Finnisch erlauben nur wenige Silbenformen, da sie prinzipiell immer möglichst eine Struktur KVKV anstreben. Natürlich gibt es einige wenige Ausnahmen davon, aber auch z.B. Konsonantenverbindungen aus Lehnwörtern werden häufig an die KVKV-Struktur angeglichen. So sprechen die meisten Finnen das Lehnwort „stressi“ nur noch „tressi“ oder sogar „ressi“ aus und die KVKV-Struktur ist wieder hergestellt.

Somit habe ich Sie vielleicht genaugenommen ein wenig aufs Glatteis geführt, als ich von diesen Vergleich mit dem Tschechischen schrieb, das war nicht beabsichtigt.*  (Merke: Man schreibe keine Blogartikel so spät abends kurz vorm Zu-Bettgehen!) Es ist immer noch eine Frage der Silbenstruktur, welche Konsonanten an welcher Stelle vorkommen können und natürlich spielen Wort- und Silbengrenzen bei der Aussprache des Wortes eine bedeutende Rolle, allerdings können eben durchaus auch an den Silbenrändern solche sogenannten „Konsonantencluster“ mit scheinbar endlosen Konsonantenketten aufeinandertreffen und die müssen ja trotzdem immer noch irgendwie ausgesprochen werden. Egal in welcher Sprache.

*Dennoch ist das kein Grund für diejenigen, denen es aufgefallen ist, in den Kommentaren gleich ausfallend zu werden. Kritik in einem höflichen Ton ist hier sehr gerne gesehen, hochnäsige Besserwisserkommentare dagegen nicht. Schliesslich ist alles nur ein Spiel. 😉

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