Mir ist vorhin und aus ziemlich heiterem Himmel etwas klargeworden.
Meine Mutter und ich sprachen gestern, über ein relativ kompliziertes Thema. Meine Mutter war (sie hatte ihre Gründe dafür, die zu erläutern hier zu weit führen würde) der Meinung, dass ich im Bezug auf dieses Thema oft in eine Art Erstarrung verfalle, mich (zu) sehr zurückziehe und handlungsunfähig werde. Dass ich mehr in Aktion gehen sollte, um die Dinge im Fluss zu halten, dann löst sich schon alles von alleine. Das war nicht das erste Mal, dass es so einen Dialog zwischen uns gab.
Sie hat recht. Und gleichzeitig klingt es aus ihrem Munde manchmal wie ein Vorwurf.
Während der ersten Woche in der Teenie-Hölle, ungefähr kurz danach, fühlte ich mich gar nicht gut. Ich war erschöpft, krank, überfordert von der neuen Sitaution, einigen Problemen des Alltags und den Wäschebergen, die die Jungs mir tagtäglich hinwarfen. Und ich konnte kaum noch handeln, konnte nichts tun, um die Situation zu ändern, konnte kaum denken, war erstarrt. Ich sprach mit Kollegen und fragte sie um Rat und versuchte ersteinmal zu errorieren, ob das dort normal ist, wie es so läuft. Es war nicht normal, versicherten sie mir, aber ich konnte immer noch nicht wirklich handeln und beobachtete weiter. Irgendwann schliesslich hatte ich für mich meinen Weg gefunden, wie ich damit umgehe. Irgendwann, viel viel später, haben wir diese Problemchen tatsächlich mal in einer Runde angesprochen und ich hoffe, die Sache ist jetzt auf einen guten Weg gebracht und trägt womöglich im Nachhinein noch Früchte.
Bei der abschliessenden Teamsitzung dann hörte ich sehr viel positives Feedback, unter anderem auch diese sehr lieben Worte eines jungen Kollegen: Ich finde es toll, dass Du nicht mit dem Holzhammer in die WG gegangen bist und Deine eigenen Regeln durchgesetzt hast, sondern dass Du erstmal beobachtet hast, wie es dort läuft und wie die Jungs drauf sind und was sie brauchen und dann dementsprechend gehandelt hast. Als ich das gesehen habe, hatte ich ein gutes Gefühl, dass die Jungs bei Dir gut aufgehoben sind.
Vorhin und ganz aus ganz heiterem Himmel ist mir klargeworden, dass beides dasselbe ist. Das Erstarren und das Beobachten. Und dass es manchmal völlig okay und gut ist, kurzzeitig zu erstarren, sich zurückzunehmen und ins eigene Schneckenhaus zurückzuziehen und nur zu beobachten. Um danach dann alles viel besser einschätzen zu können und um einiges bewusster und sicherer handeln zu können.